Teva-Chef: „Das beleidigt mich auch persönlich“ Patrick Hollstein, 27.11.2020 14:37 Uhr
-
Alle in einem Topf? Teva-Deutschlandchef Christoph Stoller ärgert sich über die Aussagen von AOK-Chef Johannes Bauernfeind. Foto: Pro Generika
Berlin - Dass mehrere Hersteller gegen seine Antibiotika-Ausschreibung klagen, hat Johannes Bauernfeind, AOK-Chef in Baden-Württemberg, so wütend gemacht, dass er öffentlich Dampf ablassen musste. Christoph Stoller, Deutschlandchef von Teva, findet wiederum die Einlassungen des Kassenchefs befremdlich.
Nein, Teva habe nicht gegen die Ausschreibung der AOK geklagt, gibt Stoller zu Protokoll. Und ja, die Kasse habe bei der Ausschreibung wesentliche Forderungen der Industrie aufgegriffen. „Es ist ausdrücklich zu begrüßen, dass die AOK bereit ist, andere Kriterien zu berücksichtigen als nur den Preis und diese auch gesetzlich geregelt werden sollten.“ Auch die Abkehr vom Exklusivvertrag sei sehr erfreulich – habe gerade die AOK diesen doch jahrelang „bis auf‘s Blut verteidigt“.
Es stehe aber in einem freien Land nun einmal jedem Marktpartner zu, Verträge oder Ausschreibungen rechtlich prüfen zu lassen. Dass der Kassenchef jetzt unterschiedslos in alle Richtungen ausschlage, sei befremdlich: „Wir werden als Industrie insgesamt angegriffen, obwohl wir hier gar keine einheitliche Position haben.“
Er kenne die Kriterien nicht, an denen sich andere Unternehmen störten, so Stoller. „Aber der Streit wäre wohl zu vermeiden gewesen, wenn man sich einfach vorab darüber ausgetauscht hätte, wie die Ausschreibung im Detail aussehen könnte. Das ist meiner Kenntnis nach nicht geschehen.“
Stoller verweist auf die geplante Ausschreibung der Barmer: Die Kasse will vorab eine „Markterkundung“ durchführen – sprich sich mit den Firmen über die Details austauschen. „Das schließt zwar nicht aus, dass es später zu Streit kommt. Aber die Chancen steigen, dass man miteinander im Vorfeld eine Lösung für kritische Punkte findet.“
Nicht auf sich sitzen lassen will er den Vorwurf, dass es der Industrie nur dem Erhalt des Staus quo gehe. „Das weise ich mit Nachdruck zurück.“ Und dann wird Stoller – als gebürtiger Schweizer sonst diplomatisch bis zuletzt – noch deutlicher: „Dass Herr Bauernfeind uns mit anderen Firmen in einen Topf wirft, beleidigt mich auch persönlich.“
- 1
- 2
Lesen Sie auch
-
Klagen gegen Antibiotika-Ausschreibung AOK-Chef wütend auf Generikafirmen »
-
Rabattverträge für Antibiotika „AOK Z1“: Drei Partner, Bonus für EU-Produktion »
Neuere Artikel zum Thema
-
Rabattverträge für Antibiotika Accord stoppt AOK-Ausschreibung »
-
ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick Apotheke darf nicht schließen »
- Halbe Milliarde Umsatz betroffen Avonex & Co: 19 Patente fallen »
- Dermatikahersteller Neuer Rx-Chef für Galderma »
- Klimaschutzprojekt Infectopharm: Effiziente Öfen für Ruanda »
Mehr aus Ressort
- Vertragsdetails übersehen Kein zusätzlicher Impfstoff: Sechste Dosis wird eingepreist »
- Regierungserklärung Kontaktnachverfolgung in Bremen wieder gewährleistet »
- Weniger Patienten wegen Corona SpiFa fordert Schutzschirm für Arztpraxen »
APOTHEKE ADHOC Debatte