500 Apotheken weniger in einem Jahr

Saarland kündigt Proteste an

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Saarbrücken -

Allein im vergangenen Jahr haben in Deutschland knapp 500 Apotheken ihren Betrieb unwiederbringlich eingestellt – das sind rund doppelt so viele Apotheken, wie es Ende letzten Jahres im gesamten Saarland gab. Und der Trend sei ungebrochen, so Susanne Koch, Vorsitzende des Saarländischen Apothekervereins. Schon in den kommenden Wochen sollen daher im Rahmen der Dachkampagne „Gesundheit sichern. Die Apotheke.“ Protestaktionen starten.

„Unsere Patientinnen und Patienten müssen immer weitere Wege zur nächstgelegenen Apotheke zurücklegen. Mit der Arzneimittelberatung, eigenen Herstellungen, Nacht- und Notdiensten, Impfungen und den pharmazeutischen Dienstleistungen bieten die Apotheken aber Leistungen an, die die Menschen in ihrer wohnortnahen Umgebung unbedingt benötigen“, so Koch. Die Situation sei mehr als dramatisch. Allein im vergangenen Jahr seien auf Bundesebene Apotheken in doppelter Anzahl der Betriebe im Saarland verschwunden. Rein rechnerisch hätten zwei Millionen Menschen ihre wohnortnahe Apotheke verloren. „Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) weiß von dieser bedrohlichen Entwicklung, unternimmt aber rein gar nichts, um die Apotheken zu stabilisieren“, so Koch.

Apothekensterben wird sich fortsetzen

Die Talsohle der Apothekenzahlen im Saarland wäre zudem noch nicht erreicht. Im letzten Jahr haben im Saarland zehn Apotheken geschlossen, in den ersten drei Monaten des neuen Jahres hätten bereits drei Apotheken erklärt, zu schließen. „Diese negative Entwicklung ist schon lange absehbar und sie hat zwei entscheidende Ursachen – uns fehlen erstens junge Apothekerinnen und Apotheker, weil trotz vieler Studienanfänger zu wenige Studierende ihr Pharmaziestudium abschließen, und zweitens ist das System der Apothekenvergütung chronisch unterfinanziert. Die Politik weiß insbesondere um die schwierige wirtschaftliche Lage der Apotheken, scheut aber die notwendigen Schritte, weil sie andere Schwerpunkte innerhalb der GKV-Finanzierung an den Apotheken vorbei setzt. Dieses politische Nichtstun und Warten hat gravierende Folgen, nämlich den spürbaren Verlust von Versorgungsqualität“, erklärt Koch.

Echte Apotheken nur mit Apotheker

Die vom Bundesgesundheitsminister eingebrachten Vorschläge zeigten, dass die Politik die falschen Schlüsse ziehe. „Die Lösung kann nicht sein, die hohe Qualität der Versorgung zu senken. Gesundheit ist ein hohes Gut und die Bürgerinnen und Bürger sollten diese nicht in Scheinapotheken ohne Notdienst und Rezepturen erleben müssen“, so Koch. Seit vielen Jahren stelle sich die Politik nicht der Verantwortung, die sie habe, stattdessen würden Lösungen propagiert, die mehr mit einer Abgabestelle als mit sicherer Arzneimittelversorgung zu tun haben. „Das ist ein Armutszeugnis und hat nichts mit Daseinsvorsorge für die Bevölkerung zu tun. Das werden wir den Verantwortlichen nicht durchgehen lassen“, so die Apothekerin.

„Gesundheit sichern. Die Apotheke.“

In den vergangenen Monaten hätten die Standesvertretungen der Apothekerschaft zahlreiche politische Gespräche auf Bundes- und Landesebene geführt. Eine Stärkung der Apotheken sei aber nach wie vor nicht abzusehen. Koch kündigt daher Protestmaßnahmen an: „Um die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung und somit deren Gesundheit zu sichern, werden wir Apothekerinnen und Apotheker unsere Anliegen und die berechtigten Interessen der Patientinnen und Patienten in den kommenden Wochen deutlich sichtbar vertreten. Im Rahmen unserer neuen Dachkampagne ,Gesundheit sichern. Die Apotheke.' werden wir unsere Patientinnen und Patienten direkt in den Apotheken über die bedrohliche Lage informieren. Wir werden den Menschen auch die Möglichkeit geben, sich im Rahmen einer bundesweit angelegten Umfrage zum Zustand ihrer Arzneimittelversorgung zu äußern. Die Bundesregierung muss verstehen, dass der Erhalt der Arzneimittelversorgung wichtiger ist als Nebelkerzen, wie etwa Gesundheitskioske.“

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