Pharma Deutschland spricht sich für einen OTC-Switch von Sildenafil zum Einsatz bei erektiler Dysfunktion aus. Apotheken spielen eine wichtige Rolle für die sichere Selbstmedikation und einen schnellen Zugang zu wirksamen Medikamenten.
Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) entscheidet am kommenden Dienstag über die Entlassung von Sildenafil aus der ärztlichen Verschreibungspflicht in die Apothekenpflicht. Pharma Deutschland befürwortet grundsätzlich die Entlassung von sicheren und bewährten Arzneimitteln aus der Verschreibungspflicht in die Apothekenpflicht als Beitrag zur Stärkung der Autonomie von Patientinnen und Patienten. Für eine Entlassung von Sildenafil aus der Verschreibungspflicht spricht zusätzlich, dass Betroffene die Mittel gegen erektile Dysfunktion nicht mehr über illegale Quellen im Internet beschaffen müssen, wenn der einfache Zugang zu sicheren Arzneimitteln über die Apotheke möglich ist.
Dr. Elmar Kroth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer von Pharma Deutschland, sieht darin eine vielversprechende Möglichkeit, einen niedrigschwelligen Therapiezugang für Betroffene zu schaffen: „Die Rezeptfreiheit von Sildenafil-haltigen Arzneimitteln ermöglicht Patienten den Zugang zu einer sicheren Therapie. Sie können die Medikation niedrigschwellig in der Apotheke ihres Vertrauens erwerben und dabei zusätzlich von der dortigen Beratungskompetenz profitieren. So können wir den illegalen Handel eindämmen und mehr Betroffene zur Vorsorge motivieren.“
Eine erektile Dysfunktion kann unter anderem ein Frühindikator für sich entwickelnde kardiovaskuläre Erkrankungen sein. Apotheker:innen könnten bei Hinweisen auf eine Erkrankung frühzeitig mit Patienten ins Gespräch kommen und die Empfehlung zum Arztbesuch aussprechen. Patienten können so gezielt zur ärztlichen Gesundheitsvorsorge motiviert werden und sich für ein Beratungsgespräch an ihren Hausarzt wenden.
Erektile Dysfunktion (ED) betrifft hierzulande rund fünf Millionen Männer, und zwar nicht nur der Generation 60+. Den Betroffenen stehen rund 6600 Urolog:innen – davon nur rund 3500 Vertragsärzt:innen – gegenüber. Männer mit ED sind hierzulande unterversorgt und die Strukturen unzureichend. ED ist keine Lifestyleerkrankung, sondern kann Depressionen nach sich ziehen und mit kardiovaskulären Problemen zusammenhängen. Dabei kann der Einsatz von PDE-5-Hemmern wie Sildenafil einen Schutz bieten. Anhand einer Studie mit rund 1,25 Millionen Männern konnte gezeigt werden, dass PDE-5-Hemmer kardiovaskuläre Risiken um rund 20 Prozent senken können.
Zudem zeigt ein Blick in andere Länder, wie erfolgreich OTC-Switch sein kann – zum Beispiel in England. Aufgrund des OTC-Switches von Sildenafil sind mehr Männer in die ärztliche Versorgung gekommen. Der Grund: Die Beratung in der Apotheke. Die Betroffenen suchen nach der fundierten Beratung in der Apotheke häufiger einen Arzt auf. Somit bietet das Gespräch mit Expert:innen zu erektiler Dysfunktion und Sildenafil die Möglichkeit, zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse zu verhindern.
Eine aktuelle Umfrage von Pharma Deutschland bestätigt, dass Apotheken vor Ort der Kanal der Wahl sind, um rezeptfreie Arzneimittel zu erwerben, unabhängig von der Altersgruppe. Laut der Studie kauften 62 Prozent der Befragten rezeptfreie Arzneimittel bevorzugt in einer Vor-Ort-Apotheke und begründeten dies unter anderem mit dem Vertrauen auf die Kompetenz von Apotheker:innen. „Die fachkundige Beratung in der Apotheke vor Ort fördert den verantwortungsvollen Umgang mit Arzneimitteln“, so Kroth.
Pharma Deutschland sieht großes Potenzial in der Förderung der Selbstmedikation und der Erweiterung des Angebots rezeptfreier Arzneimittel. Der Verband setzt sich für verbesserte Beteiligungsmöglichkeiten der antragstellenden Arzneimittelhersteller bei Verfahren vor dem SVA ein und arbeitet an Vorschlägen, um den Prozess transparenter und effizienter zu gestalten.
Sildenafil ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer, die für ihre gefäßerweiternden Eigenschaften bekannt sind. Ein Sildenafil-haltiges Arzneimittel wurde 1998 von dem US-amerikanischen Unternehmen Pfizer unter dem Handelsnamen Viagra auf den Markt gebracht und erlangte große Bekanntheit als Medikament zur Behandlung von ED bei Männern.
APOTHEKE ADHOC Debatte