Applaus statt Pfiffe

Pflegetag: Lauterbach ätzt gegen Apotheken

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Berlin -

Am Tag nach seinem Auftritt beim Deutschen Apothekertag (DAT) besuchte Gesundheitsminister Karl Lauterbach den Deutschen Pflegetag – nicht per Videoschaltung, sondern persönlich. Und als gäbe es nichts Besseres zu tun, ätzte er dort unverhohlen gegen die Apotheken.

Lauterbach will die Arbeit dringend benötigter Pflegekräfte mit zusätzlichen Kompetenzen aufwerten. „Das wird den Beruf deutlich attraktiver machen“, sagte er beim Pflegetag in Berlin. „Wir nutzen das fachliche Potenzial der Pflege in Deutschland viel zu wenig.“ Es sind ähnliche Versprechungen, wie er sie auch den Apothekerinnen und Apothekern einen Tag zuvor gemacht hat – nur dass sie nicht vergiftet sind und sich dahinter keine weit reichenden Liberalisierungspläne verbergen.

Beim Pflegetag wird er daher auch mit Applaus empfangen. Er bedankte sich für den warmen Empfang, „mein Eindruck ist, dass die Stimmung hier gelöster ist als beim Apothekertag“, beginnt er seine Rede. Hier hat er die Lacher auf seiner Seite und bekommt Applaus – wohl weil noch niemand im Saal verstanden hat, dass er einen Keil zwischen die Gesundheitsberufe treiben will.

Allerdings müsse in der Gesundheitspolitik auch konstruktiver Streit stattfinden. „Wir haben nichts davon, wenn wir uns für Grußworte treffen und schöne Bilder machen und am Ende der Legislaturperiode sind dann keine großen Gesetze verabschiedet. Das haben wir zu oft gemacht.“

Wenig später legt er nach Angaben von Teilnehmern noch einen drauf: Man habe bei den Pflegekräften die Bezahlung schon verbessert, aber noch nicht alles erreicht. Wichtig sei ihm, dass dabei auch Vorschläge zur Ausgestaltung gemacht und nicht nur Erhöhungen gefordert würden. „Ich kann mich an eine Verbandstagung erinnern, noch gar nicht so lange her, wo das gestern ganz anders war.“ Der typische Apotheker verdiene vor Steuern 166.000 Euro – das gönne er ihnen ja auch, weil sie eine gute Arbeit machten. „Aber das sind Beträge, an die sie bei weitem nicht herankommen. Und es ist eine vollkommen offene Frage, ob Sie da nicht sogar mehr Recht hätten, nach mehr Geld zu rufen, als die Apotheker, deren Anliegen ich aber auch wahrnehme.“

Auch diese Einschätzung von ihm ist nicht neu: Schon beim Protesttag im Juni verlautbarte er bei Instagram: „Die #Apotheker machen dicht für einen Tag, Protest gegen schlechte Honorare. Noch schnell einen Kommentar gegeben, kommt in 15 min in der #Tagesschau. Die Einkommen der Apotheker sind stetig gestiegen, gerade in der Pandemie. Wirklich schlecht verdient wird in der Pflege.“

Sein Ministerium arbeite an einem Gesetz, um zu einem deutlich erweiterten Spielraum der Belange zu kommen, die Pflegekräfte abdecken können, so Lauterbach weiter. Insgesamt müsse man zu einer integrierten Versorgung kommen, der bisher auch Brüche in den jeweiligen Kompetenzen von Ärzten und Pflegekräften entgegenstünden.

Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, hatte zuvor umfassende Verbesserungen der Arbeitsbedingungen angemahnt. Dazu gehörten auch mehr Befugnisse für Pflegefachkräfte, um ihren Beruf etwa bei der pflegerischen Diagnostik, Therapie und Betreuung souverän ausüben können. „So schaffen wir Perspektiven, mit denen wir Pflegefachpersonen im Beruf und in Deutschland halten können.“

Lauterbach hob außerdem Gesetzespläne hervor, um das Pflegestudium auszubauen. Benötigt würden auch Pflegekräfte aus dem Ausland, allerdings nicht aus Ländern, in denen sie noch dringender benötigt würden als in Deutschland.

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