Mehr Geld gefordert

MFA streiken für sich und ihre Praxen

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Berlin -

Mit Plakaten mit Aufschriften wie „Habe: Arbeit, Brauche: Geld“, „Löhne rauf, Mieten runter“ und „MFA am Limit“ versammelten sich heute Medizinische Fachangestellten (MFA) vor der Bundesärztekammer in Berlin. Anlass waren die Tarifverhandlungen. Die Forderungen der Streikenden: mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen und Wertschätzung – für sich und für die Praxen.

MFA Steffi, Jessi und LenaFoto: APOTHEKE ADHOC

Besonders zentral ist die Forderung nach besserer Bezahlung. „Mein Ziel ist es, tatsächlich mehr Geld rauszuholen für uns alle sowie bessere Bedingungen. Uns geht es darum, dass mehr Menschen darauf aufmerksam werden, dass unser Job wichtig ist, und dass sie ein bisschen Rücksicht auf die MFA nehmen!“, so Ivonne, eine der Teilnehmenden.

„Ich stelle mir auch vor, dass ein bisschen mehr Kohle rauskommen muss. Wir leisten eine Menge Arbeit, lösen viele Probleme und das muss ordentlich bezahlt werden“, pflichtet Kai, Arzthelfer, bei. Außerdem fehle es an Sichtbarkeit und Wertschätzung für die Berufsgruppe. „Ein Zeichen für bessere Arbeitsbedingungen, für wertvolle Arbeit, die auch honoriert werden sollte. Die Anforderungen in den Praxen steigen von Jahr zu Jahr massiv. Und ich würde mir wünschen, dass die Verhandlungen heute vorangehen“, erklärt Melanie, MFA.

Höhere Stundenlöhne in den ersten Jahren

„Wir verdienen mehr als Applaus“, brüllen die Versammelten im Chor, als Hanelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachbrufe (VMF) und Verhandlungsführerin der laufenden Tarifrunde, zum Megaphon greift.

„Wir fordern für die Medizinischen Fachangestellten im ersten bis zum vierten Berufsjahr ein Einstiegsgehalt von 17 Euro. Damit bringen wir die medizinischen Fachangestellten endlich raus aus dem Niedriglohnbereich, denn aktuell verdienen sie im Einstieg 13,22 Euro, das ist nicht einmal einen Euro vom gesetzlichen Mindestlohn entfernt“, erläutert König. Eine dreijährige Ausbildung, die notwendige medizinische Kompetenz der MFA und die hohe Verantwortung könnten nicht mit 13,22 Euro bezahlt werden.

Im Dezember war ein Angebot über 15 Euro als Einstiegsgehalt geboten und von der VMF abgelehnt worden. Das aber sei zu wenig und liege immer noch unter dem Branchenmindestlohn für Pflegekräfte mit einjähriger Ausbildung.

Die ehemalige MFA Katharina und die MFA Natalie und Christin hoffen, dass der Beruf wieder attraktiver wird. Foto: APOTHEKE ADHOC

MFA werden zu oft vergessen

„Ich betone es ganz bewusst, es ist gut, dass die Bundesregierung die Pflege gestärkt hat, das war wichtig, ein ganz wichtiger Schritt, weil auch die Pflege ein ganz wichtiger Gesundheitsberuf ist. Aber es kann nicht sein, dass nur für die Pflege gehandelt wird, dafür die Hebamme und die Gruppe der Medizinischen Fachangestellten immer wieder vergessen werden“, so König.

Vor allem könne es nicht sein, dass Angestellte in verwaltenden Tätigkeiten, die keine direkte Verantwortung für die Gesundheit trügen, selbst keinem Infektionsrisiken ausgesetzt seien und deren Stressbelastung deutlich geringer ausfalle, ein Einstiegsgehalt von über 17 Euro die Stunde bekämen und im mittleren Endgeld im Schnitt sogar über 54 Prozent mehr als MFA verdienen würden. Alle MFA, auch die mit langjähriger Berufserfahrung, bräuchten jetzt eine Gehaltssteigerung, die sich deutlich oberhalb der aktuellen Inflationsrate bewege. Sonst drohe Abwanderung der MFA.

Scheinbar keine unbegründete Sorge, unter den Anwesenden finden sich auch ehemalige MFA wie Katharina: „Ich bin Medizinische Fachangestellte, aber schon seit zwei Jahren bei der Krankenkasse, weil die Bezahlung und die Bedingungen so schlecht waren.“ Sie sei heute hier, um Solidarität mit ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen zu zeigen, und hoffe, dass sich durch einen höheren Tarifabschluss die Abwanderung vom MFA in andere Berufe verhindern lasse. Auch MFA Christin hofft, dass weniger Menschen den Beruf verlassen. Außerdem spricht sie sich für bessere Ausbildungsgehälter aus.

Hanelore König zeigt sich nach der Kundgebung optimistisch. Foto: APOTHEKE ADHOC

Einsatz für die Praxen

Nur mit einem Tarifabschluss sei es aber nicht getan, denn „wenn wir heute tatsächlich einen Tarifabschluss für die Medizinischen Fachangestellten erreichen, dann brauchen unsere Arbeitgeber logischerweise die Sicherheit, dass das in der nächsten Finanzierungsverhandlung, und zwar nicht erst in zwei Jahren, sondern jetzt im Sommer auch gegen finanziert wird“.

König zeigt sich nach ihrer Kundgebung zufrieden: „Diese Unterstützung ist mega, muss ich sagen. Das ist ein tolles Signal, denn unser Tarifpartner glaubt uns nicht, dass tatsächlich die Medizinischen Fachangestellten mit den Füßen abstimmen. Heute zeigen sie hier sehr deutlich, dass sie hinter uns stehen und das ist ein ganz wichtiges Zeichen.“ Winkend und begleitet von den Rufen der Streikenden betritt sie anschließend den Sitz der Bundesärztekammer.

Im Tarifstreit ist es zu einer EInigung gekommen. Das Ergebnis wird aber erst nach Ende der Erklärungsfrist am 16. Februar bekanntgegeben.

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