Ambulante Versorgung

Kassen wollen Ärztehonorare kürzen

, Uhr
Berlin -

Die Vorstellungen der Krankenkassen und der Ärzte zur Vergütung ärztlicher Leistungen im kommenden Jahr klaffen weit auseinander: Während die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) eine Steigerung von 3,5 Milliarden Euro fordert, wollen die Kassen die Honorare der niedergelassenen Mediziner um insgesamt zwei Milliarden Euro kürzen. Bis Ende des Monats müssen sich beide Parteien auf einen Wert geeinigt haben.

 

Die Gesamtvergütung der niedergelassenen Mediziner bemisst sich am sogenannten Orientierungswert: Das ist der Preis je „Leistungspunkt“, der derzeit bei exakt 3,5048 Cent liegt. Jedes Jahr müssen Kassen und Ärzte den Wert für das Folgejahr neu verhandeln. Im Rahmen der Spargesetze war der Orientierungswert in den vergangenen beiden Jahren vom Gesetzgeber eingefroren worden. Dieses Jahr müssen die Vertragspartner aber wieder an den Verhandlungstisch: Im „Bewertungsausschuss“ kommen jeweils drei Vertreter der Mediziner und Kassen zusammen.

Die KBV fordert die Erhöhung des Orientierungswertes um 11 Prozent. Laut GKV-Spitzenverband entspräche das einer Steigerung von jährlich 20.000 Euro pro Praxis. Aus Sicht von Johann-Magnus von Stackelberg, Vize beim GKV-Spitzenverband, ist die Forderung vollkommen ungerechtfertigt: „Die 130.000 niedergelassenen Ärzte gehören zu den Spitzenverdienern in der Bundesrepublik.“ Der Kassenverband fordert daher die Absenkung des Wertes auf 3,2537 Cent.

Die Vergütungsentwicklung der vergangenen Jahre übertreffe deutlich die Kostenentwicklung in den Arztpraxen – auch unter Berücksichtigung der Leistungsmengenzunahme, so Stackelberg. Gegenüber dem Aufwand sei die Honorierung der Mediziner überproportional angestiegen. „Die Ärztehonorare entwickeln sich weg vom Bruttoinlandsprodukt und den beitragspflichtigen Einnahmen“, fügte Stackelberg hinzu.

 

 

Auch mit der geforderten Absenkung des Orientierungswertes sieht der GKV-Spitzenverband die medizinische Versorgung auf dem Land nicht gefährdet: Um unterversorgte Regionen besserzustellen und Ärzte aufs Land zu locken, gebe es andere, gezieltere Instrumente, sagte Stackelberg. Eine Steigerung des Orientierungswertes entspräche dem „Gießkannenprinzip“.

Bis zum 31. August müssen sich der GKV-Spitzenverband und die KBV auf einen Wert geeinigt haben. Wird keine Lösung gefunden, kann ein „erweiterter Bewertungsausschuss“ gebildet werden, in dem dann zusätzlich drei Neutrale bei der Entscheidungsfindung helfen.

 

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
„Ich habe eine Rechnung für ‚Nichtstun‘ erhalten.“
Audit verweigert: AfP will 326 Euro
Feld nicht den Versendern überlassen
Card Link: Gedisa bringt standeseigene Lösung
Mehr aus Ressort
Marburger Bund punktet bei Tarifverhandlungen
Unikliniken: 10 Prozent mehr bei reduzierter Stundenzahl
Keine Kassenleistung mehr
FDP will Homöopathie streichen

APOTHEKE ADHOC Debatte