Interview BAK-Präsident

Kiefer: „Wir tun nicht Nichts“

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Berlin -

Fast vier Monate hat die Bundesapothekerkammer (BAK) nun ein neues Gesicht: Dr. Andreas Kiefer gehört neben Friedemann Schmidt (ABDA) und Fritz Becker (DAV) zum „Dreigestirn“ der ABDA. Im Interview mit APOTHEKE ADHOC erklärt Kiefer, warum die Apotheker bislang so wenig von ihm gehört haben. Kiefer positioniert sich zudem zum Thema „PTA-Ausbildung“ und spricht über die „Larmoyanz-Debatte“.

ADHOC: Sie sind nun etwas länger als 100 Tage im Amt. Bislang hat man von der „neuen“ Bundesapothekerkammer wenig gehört...
KIEFER: Wir tun nicht Nichts. Was wir tun, posaunen wir aber auch nicht gleich hinaus. Ich merke aber, dass das Informationsbedürfnis groß ist. Als BAK-Präsident ist es meine Aufgabe, mich zu positionieren. Die Kollegen sollen wissen, was die BAK macht.

ADHOC: Was macht denn die BAK zurzeit?
KIEFER: Wir beraten uns beispielsweise zum Thema PTA-Ausbildung. Wir haben eine super besetzte Arbeitsgruppe, die gerade eine sehr gut recherchierte und viele Möglichkeiten beleuchtende Beschlussempfehlung erarbeitet hat.

ADHOC: Die kommt zu dem Schluss, dass die PTA-Ausbildung nicht verlängert werden muss. Der BVpta will aber die Attraktivität des Berufes verbessern.
KIEFER: Der PTA-Beruf ist nicht unattraktiv, weil die Ausbildung zu kurz ist, das ist falsch herum gedacht. Ich erlebe, dass die jungen Leute froh sind, nach relativ kurzer Zeit eine abgeschlossene Ausbildung zu haben und ins Berufsleben einsteigen zu können.

ADHOC: Trägt die Bezahlung der PTA zur Attraktivität ihres Berufes bei?
KIEFER: Die Tarifverträge liegen genau richtig, sie sind autonom verhandelt. PTA können sich zudem über eine gute Verhandlungssituation freuen: Die Nachfrage nach ihnen ist groß, sie können also Forderungen stellen.

ADHOC: Hat die ABDA Angst vor „Apothekern light“?
KIEFER: Solche Vorwürfe sind Nebelbomben. Es gibt keine „Apotheker Light“. Der Zugang zum Pharmaziestudium ist bereits heute durchlässig. Viele PTA haben Abitur, studieren Pharmazie und werden Apotheker. Apotheker und PTA sind zwei eigene Berufe, die mit unterschiedlicher Aufgabenstellung in der Arzneimittelversorgung arbeiten.

ADHOC: Sollen PTA denn nun mehr Kompetenzen bekommen?
KIEFER: Wenn es darum geht, Apotheker in Abwesenheit vertreten können, antworte ich mit einem klaren Nein. Aber wenn wir uns hin zur patientenorientierten Pharmazie bewegen, müssen auch PTA mehr machen. Beispiel Medikationsmanagement: Persönlich mit dem Arzt soll fallbezogen auch in Zukunft nur der Apotheker kommunizieren. Gespräche mit der Praxis, die Datenpflege oder Patientengespräche können und müssen aber auch von PTA durchgeführt werden. Die genaue Rollenverteilung werden wir aber noch definieren.

ADHOC: Auch die Apotheker sollen sich neu definieren, so zumindest sieht es Friedemann Schmidt. Sie auch?
KIEFER: Wir müssen uns immer hinterfragen und überlegen, wie wir den Versorgungsauftrag am optimalsten ausführen. Es gehört zu jeder guten Organisation, sich zu fragen: Wo stehe ich? Wo will ich hin?

ADHOC: Viele Apotheker würden lieber über harte wirtschaftliche Fakten reden, statt über Leitbilder zu philosophieren...
KIEFER: Es ist die Aufgabe des ABDA-Präsidenten, in der Öffentlichkeit aufzutreten und für die gesellschaftliche Akzeptanz neu formulierter Ziele zu sorgen. Wir in der BAK beschreiben dann die Umsetzung dieser Ziele in den Apothekenalltag. Der DAV sagt, was es kostet. Zudem gibt es eine klare Beschlusslage: Die ABDA-Mitgliederversammlung hat sich für die Weiterentwicklung des Apothekerberufes in Richtung patientenorientierte Pharmazie entschieden.

ADHOC: Sind Apotheker also „larmoyant“?
KIEFER: Im Grunde genommen könnte das eine repräsentative Aussage über alle Deutschen sein. Ich bin glücklich, dass ich Apotheker bin. Ich sehe viele engagierte Kollegen, einigen Selbstständigen geht es wirtschaftlich aber auch schlecht. Die Entscheidung, Pharmazie zu studieren, ist aber wie ein Sechser im Lotto. Die Nachfrage nach Apothekern ist groß.

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