Expopharm 2013

Becker: Apotheken haben Anspruch auf mehr Geld

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Düsseldorf -

Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), fordert eine bessere Vergütung für Apotheker: Die Standesvertretung werde sich in der kommenden Legislaturperiode für eine Dynamisierung des Fixhonorars und eine bessere Bezahlung von Rezepturarzneimitteln und der Abgabe von Betäubungsmitteln einsetzen, kündigte Becker zur Eröffnung der diesjährigen Expopharm an.

Die regelmäßige, gesetzlich geregelte Überprüfung und Anpassung des Honorars bleibe ein wichtiges Anliegen, sagte der DAV-Chef. Becker zufolge sollte dies vorzugsweise in Form einer indikatorbezogenen Dynamisierung erfolgen. „Und natürlich werden wir eine Anpassung der BtM-Gebühren ebenso einfordern wie eine Erhöhung der ebenfalls jahrelang nicht angepassten Rezepturentgelte“, so Becker.

Außerdem sollten die Apotheker künftig von den Leistungen profitieren, die sie für das Solidarsystem erbrächten, forderte Becker. „Die GKV nimmt pro Jahr über drei Milliarden Euro ein durch unsere Inkassoleistung bei Patientenzuzahlungen – wir leisten, andere erzielen Einnahmen, und wir erhalten davon Nullkommanichts. Das kann es nicht sein.“

Als „die große Herausforderung“ in den nächsten Jahren sieht Becker die demografische Entwicklung. An dieser Stelle sollten die Apotheker ansetzen: „Die Vorteile einer stärkeren Einbindung der Apotheken in die Gesundheitsversorgung müssen im gesamtgesellschaftlichen Interesse genutzt werden“, so Becker. Dafür müsse das eigene Profil geschärft und die politische und öffentliche Wahrnehmung des Berufsstands verbessert werden.

Die Apotheken könnten wertvolle Beiträge zu Prävention und Compliance leisten – in noch größerem Maß als sie es ohnehin schon täten. „Natürlich kann dies nicht ohne die entsprechende finanzielle Anerkennung des Leistungsspektrums vonstattengehen“, betonte Becker.

Mit den Verhandlungen zum Kassenabschlag können die Apotheker aus Beckers Sicht zufrieden sein: „Natürlich hätten wir uns im Sinne der Apotheken eine deutlichere Absenkung des Abschlags gewünscht. Jede Verhandlung endet eben in einem Kompromiss“, so Becker. Durch die gefundene Lösung hätten die Apotheker nun Rechtssicherheit bis 2015. Becker dankte Dr. Rainer Hess in seiner Funktion als Vorsitzender der Schiedsstelle: „Beide Seiten haben für sie unbequeme Zugeständnisse gemacht, dabei aber jeden Gesichtsverlust vermieden.“

Mit dem Apothekennotdienstsicherstellungsgesetz (ANSG) wurde Becker zufolge „eine strukturpolitische Neuerung mit weitreichender Bedeutung“ geschaffen. Besonders für Apotheken in Gegenden mit geringer Apothekendichte sei die Notdienstpauschale eine Stütze.

Becker ist überzeugt, dass die Versorgung über das System der inhabergeführten, unabhängigen Individualapotheke gewährleistet werden kann. „Wir brauchen keine Apothekenbusse“, betonte Becker. Stattdessen brauche man eine leistungsgerechte und leistungsfördernde Vergütung, die auch im ländlichen Umfeld die richtigen Anreize und Voraussetzungen schaffe. „Wer die Apotheke in der Fläche stärkt, erhält und stärkt ihren Botendienst hin zu den Patienten“, so Becker.

Im Streit um Nullretaxationen mussten die Apotheker im Juli eine Niederlage hinnehmen. Becker zufolge soll nach Eingang der Urteilsbegründung geprüft werden, ob das „aus unserer Sicht inakzeptable Urteil“ rechtlich angegangen wird. Das Verfahren zeige einmal mehr, wie kompliziert der Gang vor die Sozialgerichte sei und dass man vor bösen Überraschungen nicht gefeit sei. In dem Verfahren seien die kurzfristigen finanziellen Vorteile der Kassen überbetont worden, während die pharmazeutisch einwandfreie Versorgung der Patienten keine angemessene Anerkennung gefunden habe.

Becker appelliert an die Apotheker: „Lassen Sie selbstbewusst Ihren pharmazeutischen Sachverstand walten! Wir Apothekerinnen und Apotheker sind die Arzneimittel-Fachleute, nicht die Sachbearbeiter der Krankenkassen. Wir versorgen kranke Menschen. Die Sachbearbeiter der Kassen bearbeiten Sachen.“ Auch bei der Diskussion um die Substitutionsausschluss-Liste zeige sich, dass es den Kassen nicht um das Wohl der Patienten gehe, „sondern einzig und allein um die wirtschaftlichen Interessen einzelner Krankenkassen mit ihren Rabattverträgen“.

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