FDP-Bundesparteitag

DocMorris vertritt Apotheken

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Berlin -

„Die Wirtschaft hält der FDP die Treue“, berichtet die Nachrichtenagentur dpa vom Bundesparteitag der Liberalen in Dresden. Als Beispiel werden neben Airbus, Versicherern und den Stromkonzernen Eon, RWE und Vattenfall die Apotheken genannt. Tatsächlich waren weder die ABDA noch Kammer und Verband aus Sachsen vertreten. Vielmehr verdanken die Pharmazeuten ihren unfreiwilligen medialen Auftritt DocMorris. Die Versandapotheke nutzt das Vakuum, das die Apotheker hinterlassen haben.

Vor etwas mehr als einem Jahr hatte sich der ABDA-Gesamtvorstand entschieden, nicht mehr mit einem eigenen Messestand auf Parteitage zu gehen. Nach dem vermeintlichen Datenskandal wollte die Standesvertretung erst einmal abtauchen. Kritiker äußerten damals die Meinung, dass die ABDA sich nicht Seite an Seite mit anderen Lobbygruppen zeigen sollte.

Während vor allem die Kammern zweifelten, dass eine Präsenz als Aussteller bei Parteitagen angemessen sei, waren die Verbände der Meinung, dass der gemeinsame Stand mit dem Deutschen Behindertensportbund (DBS) eine gute Möglichkeit sei, um mit Spitzenpolitikern ins Gespräch zu kommen.

Die Entscheidung bezog sich allerdings ausschließlich auf die PR-Aktivitäten; auf Landesebene sollten Verbände und Kammern den Stand weiterhin für Auftritte auf Parteitagen nutzen können. Doch in Dresden blieben die Apotheker jetzt den Liberalen bei ihrem Bundesparteitag fern – obwohl Kammerpräsident Friedemann Schmidt selbst Parteimitglied ist.

Dafür zeigte DocMorris Flagge. Max Müller, Strategiechef der Versandapotheke, hatte schon vor einem Jahr erklärt, weiterhin auf Parteitagen präsent sein zu wollen: „Beratung wird immer wichtiger. Das Thema ist doch nicht tot, nur weil die ABDA nicht mehr da ist“, so Müller damals. Unabhängig vom Vertriebsweg werde man für das Leistungsangebot der Apotheke werben, so der neue Vertretungsanspruch.

Jahrelang hatten sich ABDA und DocMorris/Celesio bei Parteitagen einen regelrechten Wettstreit um die besten Politikkontakte geliefert. Die Apotheker hatten es wegen ihrer Kooperation mit dem DBS oft einfacher, prominente Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) oder Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) an den Stand zu bekommen. Dafür pflegte DocMorris die Nähe zu Journalisten.

Ganz verzichten wollen die Apotheker auf Präsenz bei politischen Entscheidungsträgern aber nicht: Die Anzeigen zur aktuellen Imagekampagne sollen auch in den Parteizeitschriften „Union“ und „Vorwärts“ erscheinen.

Bei der FDP gibt es derzeit nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag wenig zu holen, zumindest auf nationaler Ebene. Aktuell kämpfen die Liberalen bei den anstehenden Europawahlen um möglichst viele Stimmen. Erst vor kurzem hatten die Apotheker in Nordrhein die Kandidaten für das EU-Parlament aufgefordert, eine Liberalisierung durch die Hintertür zu verhindern.

Die FDP muss bei ihrem Wiederaufbau mit weniger Geld und Personal auskommen: Wegen der Abwicklung der Fraktion gingen rund 500 Mitarbeiter verloren. In der Berliner Parteizentrale arbeiten statt 40 nur noch 20 Personen. Aus der Parteienfinanzierung kommen bis zu Jahre 2017 wegen des Absturzes bei der Bundestagswahl auf 4,8 Prozent jährlich rund 750.000 Euro weniger als kalkuliert in die Kasse.

Auch kamen zu wenig Spenden. Vier Millionen Euro hatten es sein sollen im Wahlkampf, tatsächlich waren es nur 2,5 Millionen Euro. Die Bundespartei hat jetzt 8,4 Millionen Euro Schulden. Für den 65. Bundesparteitag in Dresden konnte sich die FDP dann auch nur noch das Basismodell leisten: Auf teuren Teppichboden wurde verzichtet.

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