Hamburg

Beratung am Gesundheitskiosk

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Berlin -

Weiterhelfen, wenn Ärzte keine Zeit haben – das ist das Ziel eines neuen Beratungsangebots in einem Gesundheitskiosk in Hamburg-Billstedt. Vor allem in Gegenden mit wenigen Ärzten helfe der Kiosk den Anwohnern, sagten dessen Initiatoren bei der Eröffnung des Projekts.

Getragen wird das Projekt unter anderem vom Ärztenetz Billstedt-Horn, der Stadtteilklinik Mümmelmannsberg, der Firma OptiMedis, dem NAV-Virchow-Bund und der AOK Rheinland/Hamburg. Die Ärzte in den Problemvierteln Hamburgs sollen damit entlastet und die ambulante wohnortnahe Versorgung gestärkt werden.

„Während im Hamburger Durchschnitt 2,59 niedergelassene Ärzte 1000 Einwohner versorgen, sind es in Billstedt und Horn gerade einmal 1,25 Ärzte – also weniger als die Hälfte“, erklärte Matthias Mohrmann von der AOK. Das Beratungsangebot im Kiosk ist kostenlos. Finanziert wird der Kiosk mit seinen vier Vollzeitstellen in den ersten drei Jahren mit 6,3 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds.

Der Großteil der Besucher komme nach einer ärztlichen Empfehlung, erklärten die Initiatoren. Prinzipiell könne sich aber jeder in dem Kiosk etwa zu Themen wie Ernährung, Sport oder Rauchentwöhnung beraten lassen. Unter den Mitarbeitern befänden sich Hebammen, Pfleger oder Wissenschaftler. Besonders sei, dass in dem Kiosk acht verschiedene Sprachen gesprochen würden, darunter Türkisch, Russisch oder Polnisch – Sprachen, die im Stadtteil besonders häufig vorkämen.

„Menschen, die in einer sozial schlechteren Situation sind, sind häufiger krank und länger krank“, sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Für Geschäftsführer Helmut Hildebrandt zeigt sich das auch in Billstedt sowie im benachbarten Stadtteil Horn. Die Arbeitslosenquote bei den 15- bis 65-Jährigen ist dort deutlich höher als im Rest der Stadt, gleichzeitig leiden nach Angaben von „Gesundheit für Billstedt/Horn“ mehr Menschen zwischen 65 und 79 an Diabetes oder Depressionen als im Hamburger Durchschnitt.

Zuvor war der Kiosk in einer Pilotphase getestet worden. Dabei hätten sich die Mitarbeiter beispielsweise um übergewichtige Menschen mit Rückenschmerzen gekümmert. Diese seien zuvor beim Arzt gewesen, der sie an den Gesundheitskiosk weitervermittelt habe, sagte der Vorsitzende des Ärztenetzes Billstedt-Horn, Dr. Gerd Fass. Dort seien die Betroffene dann beraten worden, wie sie Übergewicht und Rückenschmerzen langfristig loswerden könnten.

Der Zugang der Bevölkerung zum Gesundheitssystem soll künftig auch anderenorts erleichtert werden, indem beispielsweise ein Gesundheitskiosk an einem zentralen Ort in den Stadtteilen eröffnet wird. Dort sollen Gesundheitsberatung, Patientenschulungen oder Casemanagement niedrigschwellig angeboten werden. Die digitale Kommunikation zwischen den Ärzten sowie zwischen dem Arzt und seinen Patienten soll dazu beitragen, die Diagnostik und Therapie zu verbessern. So soll eine elektronische Patientenakte den Austausch von Patientendaten zwischen den behandelnden Ärzten ermöglichen und eine mobile Anwendung für ein Smartphone soll bei dem Transfer der Gesundheitsdaten zwischen Arzt und Patient helfen.

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