Pharmacon Meran

Apotheker wollen Sarrazin nicht hören

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AMNOG und Apothekenbetriebsordnung, Pick-up und Verblisterung - für die organisierte Apothekerschaft gibt es derzeit viele politische Untiefen. Doch ausgerechnet abseits des regulären Fahrwassers droht die Bundesapothekerkammer (BAK) nun auf Grund zu laufen: Wenn es am kommenden Wochenende zum alljährlichen Fortbildungskongress ins italienische Meran geht, wird ausgerechnet der umstrittene Politiker und Buchautor Dr. Thilo Sarrazin den Festvortrag halten.

Der Titel zu Sarrazins Rede beim Pharmacon Meran lautet „Deutschland, quo vadis - Wege und Auswege“. Seit Wochen erhitzt der Programmpunkt im Berufsstand die Gemüter: Allzu euphorisch hatten für den Geschmack vieler Apotheker die Veranstalter ihren prominenten Gast beworben: Seine fachliche Kompetenz in Finanzfragen, gepaart mit dem Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, habe ihn in viele wichtige Ämter gebracht, heißt es im Programm. Und weiter: „Mit seinem Buch 'Deutschland schafft sich ab' sorgt er für ein erhebliches Echo in den Medien und der Politik - und rückt damit das Integrationsthema wieder in den Mittelpunkt gesellschaftspolitischer Diskussionen. Er ist heute unbestritten einer der polarisierendsten politischen Köpfe der Republik.“

Nachdem in Berlin und Eschborn offenbar lange hinter den Kulissen über den Programmpunkt diskutiert wurde, melden sich jetzt die ersten Apotheker öffentlich zu Wort: „Unverständnis und Empörung“ brachte der Verein Demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VDPP) zum Ausdruck - und forderte die Veranstalter auf, „Herrn Sarrazin umgehend auszuladen“.

Die Pharmzeuten schreiben: „Wir als Zusammenschluss von Apothekerinnen und Apothekern möchten nicht mit der menschenverachtenden und destruktiven Polemik Sarrazins in Verbindung gebracht werden.“ Sarrazin sei nicht geeignet, Wege oder Auswege für Deutschland aufzuzeigen. „Seine Vorschläge sind Sackgassen, die rechtsextremem Gedankengut Vorschub leisten, falsche Fronten aufbauen statt Lösungen anzubieten und Missgunst und Zwietracht säen.“

Der Apothekerberuf sei ein Heilberuf, der dazu da sei, Menschen zu helfen - ungeachtet ihrer Herkunft, Hautfarbe und Religion. „Ohne ein humanistisches Weltbild ist jeder heilberufliche Anspruch eine Farce. Sarrazins Weltbild ist jedoch zutiefst antihumanistisch. Ihm eine Plattform auf dem wichtigsten Fortbildungskongress der deutschen Apothekerschaft zu geben, würde dem Ansehen der Apotheker schweren Schaden zufügen.“

Die ABDA sei die Repräsentantin der Apothekerschaft in der Öffentlichkeit. „Sie hat auch eine Mitverantwortung für das Bild der Apothekerschaft und die politische Kultur in Deutschland.“

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