„Weniger Bürokratie und Aufwand für Apotheken“

AOK forciert Biosimilar-Austausch

, Uhr aktualisiert am 13.06.2025 12:49 Uhr
Berlin -

Der AOK-Bundesverband will den Austausch von Biosimilars in der Apotheke durchsetzen. Dies sei wirtschaftlich, medizinisch unbedenklich und fördere die Versorgungssicherheit, so die Vorsitzende, Dr. Carola Reimann. Zuvor hatten die Hersteller vor den Folgen gewarnt.

Nach jahrelanger Diskussion solle nun der letzte Schritt zur Austauschbarkeit von biotechnologisch hergestellten Fertigarzneimitteln vollzogen werden, so Reimann mit Verweis auf das eingeleitete Stellungnahmeverfahren beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA).

„Dass die gesetzlichen Regelungen zur Substitution weiterer Biosimilars nun endlich umgesetzt werden, ist angesichts der Entwicklung der Arzneimittelausgaben in der GKV, die sich auf Rekordniveau bewegen, wichtig und richtig. Durch den direkten Wettbewerb infolge der Austauschbarkeit wird die Versorgung der Versicherten künftig günstiger und die Solidargemeinschaft der GKV finanziell weniger belastet. Außerdem wird die Versorgung sicherer, denn Apotheken können dann unbürokratisch und aufwandsarm die entsprechenden wirkstoffanalogen Arzneimittel abgeben und ohne erneuten Arztkontakt flexibel austauschen.“

Dass ein Austausch von Biosimilars medizinisch möglich und sicher sei, hätten bereits vor Jahren die europäischen Zulassungsbehörden festgestellt. Entsprechend habe auch die bereits vor mehr als einem Jahr in Kraft getretene Austauschbarkeit von Biosimilars in parenteralen Zubereitungen sehr gut funktioniert und nicht zu Problemen geführt.

„Biosimilars gibt es seit mehr als 20 Jahren. Einige EU-Länder sind Deutschland bei der Versorgungssteuerung hin zu kostengünstigen Nachahmer-Präparaten weit voraus. Durch das eingeleitete Verfahren des G-BA kann diese Praxis hoffentlich auch bei uns bald eine breite Anwendung finden“, so Reimann.

Denn angesichts der schwierigen Haushaltslage der GKV müssten jetzt alle vorhandenen Wirtschaftlichkeitsreserven genutzt werden. „Experten schätzen, dass in Deutschland Einsparungen von bis zu einer Milliarde Euro möglich sind. Kostengünstigere biologische Nachfolgepräparate sollten daher künftig im Sinne der Kostendämpfung einen großen Stellenwert in der Versorgung der Versicherten haben“, so die AOK-Chefin.

Hersteller warnen vor Engpässen

Die Hersteller halten dagegen. Ein Austausch auf der Grundlage von Rabattverträgen führe zu einem extremen Preisdruck auf die betroffenen Unternehmen, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von bio Deutschland, Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Pharma Deutschland, Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) und Pro Generika.

Eine kurzfristige Fokussierung auf den niedrigsten Preis gefährde die Versorgung schwerkranker Patientinnen und Patienten und schwäche zugleich den Pharma- und Biotech-Standort Deutschland. Durch den Kostendruck werde die Abwanderung von Produktionsstätten ins außereuropäische Ausland verstärkt, was mit einem Verlust an technologischer Souveränität bei den hochkomplexen Herstellungsprozessen von Biopharmazeutika einhergehe.

Der Wunsch nach weiteren Einsparungen ignoriere die Realität: Der Biosimilar-Markt sei bereits heute hochkompetitiv, und die meisten Präparate erzielten hohe Verordnungsquoten. Zusätzlich sorgten bewährte Einsparinstrumente – wie Open-House-Rabattverträge, Herstellerzwangsrabatte, die Hilfstaxe und Festbeträge – bereits für substanzielle Einsparungen bei den Krankenkassen.

Ein zusätzlicher Preisdruck durch exklusive Verträge setze Hersteller unter großen wirtschaftlichen Druck und erhöhe das Risiko von Lieferengpässen – was im Generikamarkt bereits Realität sei. Zudem erschwere der Austausch in der Apotheke die Rückverfolgbarkeit bei Nebenwirkungen und führe zu Verunsicherung bei Patientinnen und Patienten, insbesondere wenn sich Applikationshilfen oder Darreichungsformen ändern.

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