Ärztetag

Ärzte wollen komplette Krankenakte offenlegen

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Frankfurt/Main -

Ärzte in Deutschland wollen künftig ihren Patienten auf Verlangen Einsicht in deren komplette Krankenakte geben. Der Deutsche Ärztetag beschloss nach Angaben der Bundesärztekammer (BÄK) eine entsprechende Änderung der Berufsordnung.

Bislang konnten Mediziner ihren Patienten diejenigen Teile der Akte vorenthalten, in denen sie ihre subjektiven Eindrücke notiert hatten. Mit der Novellierung setzt der Deutsche Ärztetag den 2013 geänderten Paragrafen 630g des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) um.

Dieser schreibt unter anderem vor, dass Patienten auf deren Verlangen unverzüglich Einsicht in ihre vollständige Patientenakte zu gewähren ist, soweit nicht therapeutische Gründe dagegen sprechen. Die Berufsordnung regelt die Rechte und Pflichten von Ärzten gegenüber ihren Patienten und Kollegen.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sprach von einem skurrilen Beschluss. Es bedürfe „dieses Gnadenerweises durch die Ärzteschaft“ nicht, das deutsche Recht regle die Situation ohnehin. „Das ist, wie wenn die Taxifahrer beschließen, künftig auf der Straße rechts zu fahren – obwohl in Deutschland bereits ein Rechtsfahrgebot existiert.“

Auf der Tagesordnung des 118. Deutschen Ärztetages stand auch die Wahl der Führungsspitze. Zum Präsidenten wurde erneut Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery gewählt. Für den 62-jährigen Radiologen stimmten jedoch nur 161 von 230 Delegierten – und damit lediglich 70 Prozent.

Eindeutiger wurden die Vizepräsidenten Dr. Martina Wenker und Dr. Max Kaplan in ihren Ämtern bestätigt: Die 56-jährige Internistin erhielt 221 von 245 Stimmen (90,2 Prozent), der 62-jährige Allgemeinmediziner 209 von 233 Stimmen (89,7 Prozent), wie die BÄK mitteilte.

Montgomery kündigte an, sich weiter für die Einheit der Ärzteschaft einsetzen zu wollen. Er leitet das Gremium bereits seit 2011 und war bei der jetzigen Wahl der einzige Kandidat.

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