Erste Hilfe: Was ist zu tun?

Vergiftungen durch Medikamente bei Kindern

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Berlin -

Medikamente sollen im Idealfall verschiedenste Beschwerden lindern. Allerdings können sie bei falscher oder versehentlicher Anwendung oder bei der falschen Patientengruppe zu unerwünschten Effekten oder sogar Vergiftungen führen. Diese können im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein. Vor allem Kleinkinder sind von Vergiftungen mit Medikamenten betroffen.

Bunte Pillen und süßer Saft – Medikamente können vor allem auf Kinder eine anziehende Wirkung haben. Es gilt daher, sie entsprechend sicher aufzubewahren. Denn vor allem für die Kleinsten kann die versehentliche Aufnahme von Arzneimitteln mit schweren Folgen einhergehen. Viele Medikamente verfügen daher sogar über kindersichere Verpackungen, die ein Öffnen beispielsweise von Flaschen verhindern sollen. Bei Tabletten lässt sich dies nicht so einfach gestalten. Sie sollten daher immer in der Originalverpackung außer Reichweite von Kindern aufbewahrt und nicht unbeobachtet gelassen werden.

Viele Vergiftungen im eigenen Haushalt

Jedes Jahr vergiften sich in Deutschland rund 100.000 Kinder. Mehr als die Hälfte sind Säuglinge und Kleinkinder unter drei Jahren. Sie sind besonders gefährdet, da sie ihre Umgebung erkunden und alles in greifbarer Nähe anfassen oder in den Mund stecken. Die Wirkstoffe können jedoch auch über die Atemwege oder Hautkontakt aufgenommen werden. Rund 80 Prozent der Vergiftungsfälle passieren im Haushalt. Neben Medikamenten können auch Reinigungsmittel, Chemikalien oder Geschirrspülmittel für Vergiftungen sorgen.

Eine Vergiftung macht sich durch verschiedene Symptome bemerkbar, darunter:

  • erhöhter Speichelfluss
  • Übelkeit, Erbrechen & Durchfall
  • Bauchschmerzen
  • Schwindel & Zittern
  • unsicherer Gang
  • apathisches Verhalten oder Bewusstlosigkeit
  • Blaufärbung der Lippen
  • Verwirrtheit
  • Kopfschmerzen
  • Atemlähmung/Atemstillstand
  • Schock

Besteht der Verdacht auf eine Vergiftung, sollte sofort der Giftnotruf gewählt werden! Die Originalverpackung des aufgenommenen Medikaments sollte (sofern bekannt) in Reichweite sein, um die benötigten Informationen weiterleiten zu können.

Paracetamol als Gefahr

Besonders häufig kommen in Deutschland Vergiftungen mit Paracetamol bei Kleinkindern vor: Der Wirkstoff ist für seine lebertoxischen Eigenschaften in hohen Dosierungen oder bei Überdosierung bekannt. Von einer Vergiftung wird gesprochen, wenn die Tageshöchstdosis von 50 mg pro Kilogramm Körpergewicht überschritten wird. Ab der dreifachen Maximaldosis ist Paracetamol lebensbedrohlich. Die Symptome sind jedoch unspezifisch, wodurch eine Vergiftung häufig nicht gleich erkannt wird. Häufig entsteht jedoch ein lebensbedrohliches Nierenversagen oder es kommt zu Blutgerinnungsstörungen. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellen vor allem Psychopharmaka, Schilddrüsenhormone, sowie Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen, Diabetes und Allergien eine große Gefahr für Kinder dar. Kliniken und niedergelassene Ärzt:innen sind verpflichtet, diese Vergiftungsfälle dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu melden.

Keine Tipps aus dem Internet!

Oftmals ranken sich viele Tipps und Ratschläge um Vergiftungen. Doch je nach aufgenommener Substanz sind nicht alle geeignet. Im schlimmsten Fall können sie sogar noch mehr Schaden anrichten. So sollte beispielsweise kein Erbrechen ausgelöst oder Milch verabreicht werden. Im Ernstfall sollte nicht lange gegoogelt, sondern direkt professioneller Rat eingeholt werden. Richtige Ansprechpartner sind beim Verdacht auf eine Vergiftung der Giftnotruf beziehungsweise der Rettungsdienst.

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