Verschreibungspflicht

Giftnotruf: Paracetamol auf Rezept

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Erfurt -

Im Januar wird der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht entscheiden, ob Paracetamol künftig nur noch auf Rezept erhältlich sein wird. Unterstürzung kommt vom ostdeutschen Giftinformationszentrum: „Dieser Schritt ist längst überfällig, da eine Überdosierung schwere Nebenwirkungen verursacht“, sagte der Leiter des Giftnotrufs, Dr. Helmut Hentschel.

Obwohl Packungen, die mehr als zehn Gramm des Wirkstoffs enthalten, seit April 2009 verschreibungspflichtig seien, hätten sich die Vergiftungszahlen bislang kaum verändert, kritisiert der Mediziner: „Wir haben fast jeden Tag einen Paracetamol-Fall.“ Die Abgabemenge sei beschränkt worden, um Überdosierungen zu vermeiden. Patienten, die mehr als die rezeptfreie Menge wollten, holten sich diese aber einfach in der nächsten Apotheke.

Beim Giftinformationszentrum wurden in diesem Jahr knapp 360 Paracetamol-Vergiftungen registriert. Das seien rund 5 Prozent aller Notrufe, die Arzneimittel betreffen. „Bei einer hohen Dosis kommt es zu schweren Vergiftungen, die sich anfangs jedoch nur mit leichten Symptomen zeigen“, warnte Hentschel. Werde zu viel eingenommen, könne die Leber derart geschädigt werden, dass eine Transplantation notwendig sei.

Die Folgen seien allerdings fatal, da die Entgiftung mit Acetylcystein nur im Anfangsstadium möglich sei. Auch wer beispielsweise bei Zahnschmerzen mehrere Tage hintereinander Paracetamol schlucke, komme schnell auf eine gefährliche Dosis. „Das Risiko ist einfach zu hoch, deshalb sollte ernsthaft über eine Rezeptpflicht nachgedacht werden“, verlangte Hentschel.

Der Giftnotruf in Erfurt wird von den Ländern Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern getragen.

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