Herzmittel

Meldonium: Dopingmittel in Osteuropa

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Köln/Berlin -

Die russische Tennisspielerin Maria Scharapowa wurde positiv auf Meldonium getestet. Sie ist für die Olympischen Spiele in Rio gesperrt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA führt das Herzmittel seit Jahresbeginn auf ihrer Liste der Verbotenen Substanzen. Nicht nur Scharapowa hat mit Meldonium gedopt.

Schwimmen: Am 16. März wird der positive Meldonium-Test von Russlands viermaliger Schwimm-Weltmeisterin Julija Jefimowa bekannt. Der 23-Jährigen droht damit eine lebenslange Sperre. Jefimowa war von November 2013 bis Februar 2015 wegen eines Anabolika-Vergehens bereits für 16 Monate gesperrt gewesen. Der Weltverband FINA hob im Mai die Suspendierung der Olympia-Dritten von London 2012 vorerst auf.

Eisschnelllauf: Am 8. März werden der fünffache Weltmeister im Eisschnelllauf, Pawel Kulischnikow, und der Olympiasieger im Shorttrack, Semjon Jelistratow, vorläufig suspendiert. Beide wurden positiv auf Meldonium getestet.

Eiskunstlauf: Am 7. März 2016 bestätigt die ehemalige Eistanz-Europameisterin Jekaterina Bobrowa aus Russland ein positives Testergebnis auf Meldonium.

Ringen: Die Nationale-Anti-Doping-Agentur (NADA) sorgt mit einer Anzeige für ein Ermittlungsverfahren gegen Athleten und Verantwortliche des deutschen Mannschaftsmeisters im Ringen, den ASV Nendingen (Baden-Württemberg). Die Staatsanwaltschaft Freiburg teilt am 25. Februar mit, es gehe um das Mittel Meldonium.

Biathlon: Der Biathlon-Weltverband IBU teilt am 25. Februar mit, bei einer im Januar genommenen Probe des ukrainischen Biathleten Artem Tyschtschenko wurde Meldonium festgestellt. Der Sportler habe daraufhin auf die Öffnung der B-Probe verzichtet. Der Biathlon-Verband der Ukraine macht am 9. Februar einen positiven Dopingtest seiner Athletin Olga Abramowa öffentlich. Die Sportlerin sei einen Monat zuvor positiv auf Meldonium getestet worden.

Radsport: Der russische Radprofi Eduard Worganow wird am 5. Februar vom Radsport-Weltverband UCI nach einem positiven Dopingtest vorläufig gesperrt. Bei dem Profi vom Team Katusha war bei einer Trainingskontrolle das Mittel Meldonium nachgewiesen worden.

Tennisspielerin Scharapowa ist nach ihrem positiven Dopingbefund mit einer zweijährigen Sperre bestraft worden. Die Sperre ist rückwirkend vom 26. Januar 2016 an gültig. Scharapowa will das Urteil aber nicht akzeptieren und kündigte den Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS an. „Ich kann die unfaire Zwei-Jahres-Sperre nicht akzeptieren”, schrieb die fünfmalige Grand-Slam-Turniersiegerin auf ihrer Facebook-Seite.

Bisher hatte es 173 positiven Proben auf das in der Wirkung umstrittene Herzmedikament Meldonium gegeben. Vor allem Athleten aus Russland und anderen osteuropäischen Ländern waren zumindest bis 2014 betroffen. Laut einer russischen Studie von 2015 – kurz vor dem WADA-Verbot – fanden Moskauer Forscher in 724 von 4316 Urinproben Meldonium.

Meldonium wird unter dem Markennamen Mildronat als Herzmedikament in den baltischen Staaten und in Russland vertrieben; in Deutschland ist es als Arzneimittel nicht zugelassen. Es wird zur Behandlung von mangelnder Durchblutung und Sauerstoffversorgung im Körper eingesetzt. Sauerstoffmangel kann im schlimmsten Fall zum Absterben von Gewebe führen, etwa beim Herzinfarkt. Konkret verhindert Meldonium die Oxidation von Fettsäuren im Körper, die zu giftigen Ablagerungen im Gewebe führen kann.

Meldonium soll die Durchblutung fördern und somit als Medikament für Angina Pectoris und Herzerkrankungen geeignet sein. Athleten versprechen sich durch die Einnahme der Substanz eine verbesserte Durchblutung und damit eine Steigerung der physischen sowie mentalen Belastungsfähigkeit. „Bei Sportlern führt Meldonium zu einer allgemeinen Leistungssteigerung, die Erholungsphase wird verkürzt und die Motivation gesteigert“, erläutert Professor Mario Thevis von der Deutschen Sporthochschule Köln.

Im April hatte die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verkündet, in Proben vor dem 1. März 2016 eine Konzentration von bis zu einem Mikrogramm pro Milliliter zu akzeptieren. Hintergrund ist die Tatsache, dass bislang ungeklärt ist, wie schnell Meldonium im Körper abgebaut wird.

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