Mittelfranken

Doping-Check aus der Apotheke

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Berlin -

In Mittelfranken starten die AOK Bayern und der Bayerische Apothekerverband (BAV) zum siebten Mal die Aktion „Arzneimittel sicher einnehmen“. Im Mai und im Juni können Patienten ihre Medikation in den Apotheken überprüfen lassen. Schwerpunkt in diesem Jahr ist das Thema Gehirndoping. Denn immer mehr gesunde Menschen griffen zu leistungssteigernden oder stimmungsaufhellenden Mitteln, so die AOK.

Erstmals gab es die Aktion 2010 in Nürnberg. Patienten konnten in insgesamt 141 Apotheken ihre Medikation prüfen lassen. Inzwischen sind 270 Apotheken dabei. Die Mitarbeiter erfassen das Alter und Geschlecht der Versicherten sowie die rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Arzneimittel, die sie einnehmen. Auch Auffälligkeiten in der Arzneimitteltherapie werden vermerkt.

In diesem Jahr sollen die Apotheken auch zu Gehirndoping beraten. Laut AOK stiegt die Zahl der „Hirndoper“ in den vergangenen sechs Jahren von 4,7 auf 6,7 Prozent – mit hoher Dunkelziffer. „Viele Menschen denken, dass sie mit einer einzigen Pille konzentrierter, aufmerksamer oder besser gelaunt sind“, erklärt die AOK-Apothekerin Dr. Sonja Wunder. Ein Trugschluss, denn die Medikamente zeigen oft nur kurzfristige und minimale Effekte.

Beliebt sind Wunder zufolge verschreibungspflichtige Medikamente wie Stimulanzien, Antidementiva oder Antidepressiva. Diese dürften allerdings nur bei Erkrankten eingesetzt werden. Die Einnahme leistungssteigernder Mittel durch Gesunde sei verboten und berge hohe gesundheitliche Risiken, etwa Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen und Persönlichkeitsveränderungen. Aber auch Nervosität und Schlafstörungen seien nicht selten. „Die größte Gefahr besteht aber, wie beim Doping im Sport darin, dass die eigenen Leistungsgrenzen nicht mehr erkannt werden und man dem Körper keine Ruhe mehr gönnt“, so Wunder.

Bei der AOK in Mittelfranken ist man froh, den BAV wieder im Boot zu haben. „Gemeinsam leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung der Öffentlichkeit und zeigen, wie gefährlich es ist, seine Leistungsfähigkeit künstlich zu steigern“, sagt eine Sprecherin. BAV-Chef Dr. Hans-Peter Hubmann stimmt zu: „Aufgrund unseres engen Kontakts zu den Patienten sind wir in der Lage, Hilfestellungen über die klassische Pharmazie hinaus anzubieten und die Kunden vor den Folgen der leistungssteigernden Medikamente zu warnen.“

Hubmann warnt: „Gefährlich ist es zudem, die Rezeptpflicht zu umgehen und ohne ärztliche Verordnung Medikamente bei unseriösen Internetversendern zu bestellen.“ Sie seien das größte Einfallstor für Arzneimittelfälschungen, die im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Auswirkungen haben könnten.

Statt leistungssteigernder Mittel empfehlen die Apotheker und die AOK genügend Schlaf, Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und Flüssigkeitszufuhr. Laut Wunder können auch Entspannungsmethoden wie autogenes Training oder Yoga dem Stress entgegen wirken.

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