Phase-I-Studie

Biontech: mRNA bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

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Berlin -

Die Bauchspeicheldrüse übernimmt im Körper sowohl endokrine als auch exokrine Aufgaben. Neben der Produktion von Insulin in den Langerhansschen Inselzellen ist das Organ auch für die Bereitstellung von Verdauungssäften verantwortlich. Erkrankt das Organ, ist es eine Schockdiagnose für die Betroffenen. Denn Bauchspeichelkrebs gehört immer noch zu den tödlichsten Krebsarten. Biontech will mit Hilfe von mRNA-Technologie individuelle Therapieoptionen für Betroffene auf den Markt bringen.

Noch steckt die Technologie in den Kinderschuhen, doch der Einsatz von mRNA bietet große Chancen im Kampf gegen Krebs. Biontech hat nun die ersten Phase-I-Studienergebnisse zu seiner individuellen mRNA-Therapie Autogene Cevumeran vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine vollständig individualisierte neoantigenspezifische Immuntherapie (iNeST) für Patient:innen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das Adenokarzinom muss operativ entfernt worden sein.

Individualisierte neoantigenspezifische Immuntherapie: Neoantigene sind Peptide, die somatische Mutationen im Krebsgenom repräsentieren. Dadurch, dass sie eine veränderte Aminosäuresequenz aufweisen, werden sie von den T-Zellen erkannt. Denn sie weichen von der natürlichen Sequenz ab. Welche Strukturen auf der Tumoroberfläche präsentiert werden ist so unterschiedlich, dass geeignete tumorspezifische HLA-Peptide als Zielstrukturen somit zunächst charakterisiert und ausgewählt werden müssen. Die Therapie enthält unveränderte, pharmakologisch optimierte mRNA, die bis zu 20 patientenspezifische Neoantigene kodieren kann. Nach der Impfung soll das körpereigene Immunsystem lernen die Tumorzellen ausfidnig zu machen und zu bekämpfen.

In Kombination mit Atezolizumab

In der Studie wurde die Sicherheit und Verträglichkeit des Wirkstoffes jeweil in Kombination mit dem Anti-PD-L1-Immun-Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab und Chemotherapie bei Patient:innen untersucht. Allen Teilnehmer:innen wurde das duktale Adenokarzinom bereits chirurgisch entfernt. Innerhalb der Studie konnte gezeigt werden, dass die technische Umsetzbarkeit des Ansatzes, bei dem für jeden einzelnen Patienten Tumorprofile erstellt werden, die als Grundlage für die Entwicklung eines individualisierten Impfstoffs dienen, erfolgreich ist und funktioniert.

Die nun präsentierten Ergebnisse zeigen ein vorteilhaftes Sicherheitsprofil und Anzeichen einer klinischen Aktivität. Die Studie umfasste 19 Proband:innen. 16 von ihnen erhielten Autogene Cevumeran neun bis zehn Wochen nach der Operation. Das Mittel wurde in Kombination mit Atezolizumab gut vertragen. Ein Patient erlitt Nebenwirkungen dritten Grades kombiniert mit Fieber und Hypertonie. Acht der sechzehn Patient:innen zeigten eine neoantigen-spezifische T-Zell-Antwort. Anfänglich waren die T-Zellen quasi nicht nachweisbar. Später machten sie einen signifikanten Teil der Blutzellen aus. Die Vermehrung im Körper fand also statt. Patient:innen, bei denen sich die T-Zellen gut vermehrten zeigten ein längeres rezidivfreies Überleben als solche ohne impfinduzierte Immunantwort.

„Da nur weniger als fünf Prozent der Patientinnen und Patienten auf die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten ansprechen, ist Bauchspeicheldrüsenkrebs eine der Krebsarten mit dem höchsten medizinischen Bedarf. Wir stellen uns dieser Herausforderung, indem wir unsere langjährige Forschung im Bereich der Krebsimpfungen nutzen und neue Wege für die Therapie dieser schwer zu behandelnden Tumore beschreiten wollen“, sagte Professor Dr. Özlem Türeci, Mitbegründerin von Biontech. „Die frühen Ergebnisse dieser Phase-1-Studie sind ermutigend und wir freuen uns darauf, sie in einer größeren randomisierten Studie weiter zu untersuchen.“

Auch bei weiteren Krebsarten erfolgreich

Bei der Studie handelt es sich um eine offene, multizentrische, globale Dosiseskalationsstudie der Phase Ia/b, die darauf ausgelegt ist, Bewertung der Sicherheit, Verträglichkeit, Immunantwort und Pharmakokinetik von Autogenen Cevumeran (RO7198457) als Monotherapie und in Kombination mit Atezolizumab zu untersuchen. Dabei soll nicht nur die Wirksamkeit bei Pankreaskrebs, sondern auch bei anderen soliden Tumoren und Melanomen untersucht werden. Und auch hier zeigt die mRNA-Therapie Erfolg: Biontech konnte bereits positive Ergebnisse zu Autogene Cevumeran als Einzelwirkstoff und in Kombination mit Atezolizumab bei Patient:innen mit fortgeschrittenen und stark vorbehandelten soliden Tumoren publizieren.

Bereits seit 2016 widmet sich Biontech der Erforschung von mRNA-basierten Krebsimpfstoffen, die auf Neoantigene abzielen. Hierbei arbeitet das Unternehmen mit Genentech zusammen.

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