Internationale Studie über „Amiria“

Digitale Depressionstherapie bei MS überzeugt

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Berlin -

„Amiria“, eine digitale Depressionstherapie für MS-Patient:innen, hat sich in einer internationalen klinischen Studie bewiesen. Diese belegt die signifikante Reduktion der Depressionssymptome. Die positiven Therapieeffekte waren auch nach Therapieende nachweisbar. Dies gab der Hersteller Gaia anlässlich der Publikation der Studie bekannt. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Lancet Digital Health“ veröffentlicht. 

Depressionen treten bei zahlreichen chronischen Erkrankungen auf. Die Multiple Sklerose (MS) ist nicht nur eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie ist auch die vorherrschende chronisch-neurologischen Erkrankung der jüngeren Menschen. Bis zu 50 Prozent der MS-Erkrankten leiden gleichzeitig unter Depressionen.

Internationale Studie unter deutscher Beteiligung

Die internationale Multicenter-Studie fand in den USA und Europa statt. Sie wurde maßgeblich von der amerikanischen Patientenorganisation National MS Society (NMSS) unterstützt. Die wissenschaftlichen Teams des Hamburger UKE und der Charité Berlin leiteten die bislang größte Studie ihrer Art.

Die Amiria-Studie wurde an fünf Zentren in Deutschland und in den USA an insgesamt 279 Proband:innen durchgeführt. Die Teilnehmenden waren im Mittel seit zehn Jahren an MS erkrankt. Die Hälfte der Testpersonen litt zum Studienzeitpunkt an einer diagnostizierte Major Depression.

Die Studiengruppe wurde gedrittelt: Ein Drittel erhielt über drei Monate ausschließlich eine internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie mit Amiria. Ein weiteres Drittel erhielt die Amira-Therapie in Kombination mit einer therapeutischen Unterstützung. Das letzte Drittel kam als Kontrollbedingung auf eine Warteliste.

Messung anhand des Beck-Depressions-Inventars (BDI)

Um die unterschiedlichen Therapie-Erfolge greif- und messbar zu machen, bedienten sich die Forschenden am BDI. Dabei handelt es sich um ein ein validiertes psychologisches Testverfahren, das die Schwere depressiver Symptome erfasst. Per Fragebogen gibt die/der Patient:in an, wie sie/er sich in einem festgelegten Zeitraum gefühlt hat. Das BDI besteht aus 21 Kategorien mit den nachfolgenden vier Antwortmöglichkeiten:

  • (0) Ich bin nicht traurig.
  • (1) Ich bin traurig.
  • (2) Ich bin die ganze Zeit traurig und komme nicht davon los.
  • (3) Ich bin so traurig oder unglücklich, dass ich es kaum noch ertrage.

Hohe Effektstärke nachgewiesen

Der BDI-Wert wurde vor, während und nach der Studie gemessen. Er blieb in der Kontrollgruppe über die Zeit weitgehend gleich. In beiden Amiria-Gruppen verbesserte sich der Wert deutlich. Der Unterschied zum Ausgangswert war auch im Vergleich zu den Kontrollwerten signifikant. Überraschenderweise war der Unterschied zwischen Amiria alleine und der Kontrollgruppe nicht geringer. Dies galt ebenso für Amiria mit therapeutischer Unterstützung.

Bei der Anwendung von Amiria wurden keine signifikanten Fälle von Suizidgedanken beobachtet. Auch Suizidversuche oder psychiatrische Hospitalisierungen traten nicht auf. Dies galt sowohl für Anwendungen mit therapeutischer Unterstützung als auch ohne. Vier Patienten zeigten eine Verschlimmerung ihrer Depression, vor allem in der Kontrollgruppe. Schmerzen traten als häufigste Nebenwirkung bei 14 Teilnehmenden auf, insbesondere in der Kontrollgruppe.

Wirkung über die Therapie hinaus

Bis zu drei Monate nach Abschluss der Therapie war ein deutlicher positiver Effekt durch Amiria feststellbar. Dies galt sowohl mit als auch ohne therapeutische Unterstützung. Im Vergleich zur Kontrollgruppe war dieser Effekt nachweisbar. Auch in der Langzeitbeobachtung war die Effektstärke von Amiria ohne Unterstützung auffällig groß. Allerdings zeigte sich kein Effekt der zusätzlichen Booster-Sitzungen auf die langfristige Wirksamkeit der Therapie.

Das Programm Deprexis, auf der Amiria basiert, ist als DiGA anerkannt und kann von der Gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden. Die Zulassung von amiria zur Behandlung der Depression bei MS Patienten wird gegenwärtig vorbereitet.

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