Größter Rückgang seit 30 Jahren

Unicef: Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder gesunken

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Berlin -

Eigentlich sollte man meinen, die Corona-Pandemie habe das Bewusstsein für Impfungen gestärkt. Wie Unicef jedoch berichtet, ist das Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder offenbar drastisch gesunken – das Kinderhilfswerk hat in einer Datenerhebung den größten Rückgang seit 30 Jahren verzeichnet.

Insgesamt hat Unicef im Rahmen des „Bericht zur Situation der Kinder in der Welt 2023“ in 55 Ländern das Bewusstsein für die Bedeutung von Routineuntersuchungen für Kinder untersucht. Vor allem Frauen und Personen unter 35 Jahren gaben an, dass ihr Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder seit Beginn der Pandemie eher abgenommen habe. Lediglich in China, Indien und Mexiko war im „Vaccine Confidence Project“ das Bewusstsein für die Bedeutung gleichgeblieben oder gestiegen.

Langfristiger Trend absehbar?

„Das Vertrauen in Impfungen schwankt immer wieder und ist stark vom Zeitgeist abhängig“, so Unicef. Es müsse nun untersucht werden, ob die Ergebnisse auf einen langfristigen Trend hindeuten. „Trotz des Vertrauensrückgangs ist die Unterstützung für Impfungen grundsätzlich weiterhin relativ groß.“ In fast der Hälfte der 55 untersuchten Länder waren mehr als 80 Prozent der Befragten der Auffassung, dass es wichtig sei, Kinder zu impfen.

Unicef warnt jedoch davor, dass die zögerliche Haltung gegenüber Impfungen zunimmt. So könnte unter anderem die Unsicherheit über den Umgang mit der Pandemie und weit verbreitete Desinformation, sowie ein schwindendes Vertrauen in Fachwissen und eine scharfe politische Polarisierung Einfluss nehmen.

Vertrauen in Routineimpfungen fällt Pandemie zum Opfer

„Auf dem Höhepunkt der Pandemie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in kürzester Zeit Impfstoffe entwickelt, die unzählige Leben gerettet haben. Doch trotz dieser historischen Leistung waren Ängste und Desinformationen über Impfstoffe so weit verbreitet wie das Virus selbst“, so Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Die neuen Daten seien „ein beunruhigendes Signal“. „Wir dürfen nicht zulassen, dass das Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder der Pandemie zum Opfer fällt. Andernfalls könnte die nächste Welle von Todesfällen eine wachsende Zahl von Kindern betreffen, die an Masern, Diphterie oder anderen vermeidbaren Krankheiten erkranken.“

Der verzeichnete Rückgang ist der größte seit 30 Jahren: Allein zwischen 2019 und 2021 verpassten laut Unicef rund 67 Millionen Kinder Routineimpfungen. Die Durchimpfungsquoten sanken in 112 Ländern. Viele Kinder, die kurz vor oder während der Pandemie geboren wurden, müssten mittlerweile eigentlich einen ausreichenden Basisschutz aufweisen. „Umso wichtiger ist es, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die versäumten Impfungen nachzuholen und tödliche Krankheitsausbrüche zu verhindern“, so Unicef. Die Zahl der Masernfälle sei im Jahr 2022 bereits mehr als doppelt so hoch gewesen wie im Vorjahr. Das Poliovirus sorgte im Vergleich zum Vorjahr für 16 Prozent mehr Lähmungen bei Kindern.

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