Im ostwestfälischen Spenge ist ein Hausarzt von einem Patienten angegriffen worden. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) reagiert mit Entsetzen und fordert erneut besseren Schutz vor solchen Angriffen für die Praxisteams.
Am Dienstag sei der Mediziner von einem Patienten im Behandlungszimmer krankenhausreif geschlagen worden. Laut Medienberichten ging es um die Verordnung eines Arzneimittels; das vom Patienten geforderte Rezept wollte der Arzt aber nicht verschreiben. Durch die Schläge sei das Nasenbein des Hausarztes gebrochen sein, auch Kopfverletzungen soll er davongetragen haben. Er wurde anschließend im Krankenhaus behandelt. Das Praxisteam schritt ein, der Patient verließ fluchtartig die Praxis. Später wurde er festgenommen.
Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL, verurteilt diese Gewalttat aufs Schärfste: „Die zunehmenden Gewaltausbrüche gegenüber Ärzten, Psychotherapeuten sowie dem Praxispersonal sind besorgniserregend.“ Forderungen aus der Ärzteschaft nach einer gesetzlichen Verschärfung für einen besseren Schutz seien von der bisherigen Regierung nicht berücksichtigt worden. „Hier muss die neue Bundesregierung dringend nachbessern – das zeigt nicht nur der jüngste Fall aus Spenge.“
Bei einer Blitz-Umfrage zum Thema Gewalt unter den Mitgliedern hätten direkt 750 Praxen geantwortet; „ein Viertel gab dabei an, aufgrund von verbaler oder körperlicher Gewalt schon einmal darüber nachgedacht zu haben, ihre Praxis aufzugeben“, erläutert Dr. Volker Schrage. Knapp 20 Prozent der Umfrageteilnehmenden haben wegen Gewalterfahrungen Probleme, Personal für ihre Praxis zu finden. „Die Zahlen belegen eindringlich, dass hier seitens der Bundespolitik akuter Handlungsbedarf besteht. Aber auch als KVWL bleiben wir nicht untätig, bieten den Praxen in Westfalen-Lippe beispielsweise entsprechende Schulungsangebote zur Gewaltprävention an.“
„Dieser Fall macht uns tief betroffen. Ich habe bereits dem Kollegen in einem persönlichen Gespräch unsere besten Genesungswünsche überbracht. Solche Vorfälle haben in den vergangenen Jahren leider stark zugenommen. Die Politik – aber auch wir als Gesamtgesellschaft – dürfen diese Fehlentwicklung nicht länger tolerieren, da ansonsten die ambulante vertragsärztliche Versorgung massiv gefährdet wird“, so Dr. Hermann Lorenz, Leiter der KVWL-Bezirksstelle Minden abschließend.
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