Raucherentwöhnung

DKFZ: E-Zigarette vor Nicorette

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Heidelberg -

Beim Thema Rauchentwöhnung kursieren die unterschiedlichsten Rezepte, von E-Zigarette über Akupressur bis zur Hypnose. Tatsache aber ist: Die Rückfallquote ist hoch. 60 Prozent der Raucher haben mindestens einmal versucht aufzuhören. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg nützen auch nikotinhaltige Ersatzpräparate wenig: „83 Prozent der Ex-Raucher haben aufgehört, ohne Hilfsmittel zu verwenden“, sagt Dr. Martina Pötschke-Langer vom DKFZ.

„Gerade einmal 10,4 Prozent gaben beim Suchtsurvey 2012 an, mit Hilfe von nikotinhaltigen Präparaten von der Zigarette losgekommen zu sein.“ Davon nutzen lediglich 4 Prozent klassische Kaugummis und Pflaster, 6,4 Prozent die umstrittenen E-Zigaretten.

„Die große Gefahr bei E-Zigaretten ist das tiefe und häufige Inhalieren eines Chemiecocktails, von dem niemand genau weiß, was drin ist“, warnt Pötschke-Langer. Zwar gebe es vereinzelt Hinweise, das selbst nikotinfreie E-Zigaretten einen positiven psychologischen Effekt bei der Rauchentwöhnung haben könnten.

Allerdings sei die Datenbasis viel zu dünn für eine Empfehlung. Zumal sei selbst in angeblich nikotinfreien Liquids bereits Nikotin nachgewiesen wurde. Durch zu heftiges Ziehen könne es außerdem zu Überdosierung mit medizinischen Konsequenzen kommen.

Anders sei die Situation bei Kaugummis und Pflastern: „Hier ist die Gefahr einer Überdosierung sehr gering“, sagt Pötschke-Langer. Nur wer den ganzen Körper zupflastert, müsse mit einem nikotinbedingten Atemstillstand rechnen. „Bei zu heftigem Kauen der Kaugummis kann es zu Übelkeit kommen. Hier gilt: kurz ankauen, dann in der Backentasche ruhen lassen.“ Insgesamt sei die Unbedenklichkeit dieser Präparate zwar in zahlreichen Studien belegt. Nikotin ist und bleibt jedoch ein starkes Nervengift.

Statt zu einer Ersatzdroge rät Pötschke-Langer deshalb lieber zu Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen. „Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, nicht verzweifeln: lieber noch mal probieren“, sagt die Medizinerin. Wichtig sei auch die Unterstützung durch Freunde und Familie.

In Deutschland sterben jährlich bis zu 120.000 Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums, mehr als 3000 durch Passivrauchen. Insgesamt rauchen aber immer weniger Menschen. Zwischen 18 und 79 Jahren rauchen 33 Prozent der Männer und 27 Prozent der Frauen. Die Deutschen gaben im vergangenen Jahr gut 24,3 Milliarden Euro für Tabakwaren aus. Die Einnahmen aus der Tabaksteuer lagen 2013 bei 14,1 Milliarden Euro. Am 31. Mai findet zum 28. Mal der jährliche Weltnichtrauchertag statt, den die Weltgesundheitsorganisation WHO ins Leben gerufen hat.

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