Apotheker klebt Schaufenster zu

Protesttag: „Einfach nur zusperren bringt nichts“

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Berlin -

Die Apotheken im Saarland nehmen den Protesttag am 14. Juni sehr ernst. In der Gemeinde Kleinblittersdorf werden alle Kolleg:innen schließen. Vorab und auch im Nachhinein wollen die Apothekenteams ihre Patienten und Patientinnen zudem über die dramatische Situation der Apotheken informieren. Patric Zilch, Inhaber der Lindenapotheke, hat schon vorab sein Schaufenster ausgiebig dekoriert und bereits viel positive Resonanz dafür erhalten.

Das Schaufenster der Linden-Apotheke in Kleinblittersdorf.Foto: Linden-Apotheke Kleinblittersdorf

„Wir alle hoffen, dass unsere Aktion am 14. Juni von Erfolg gekrönt sein wird.“ Damit auch viele Passanten über die wirklich prekäre Lage der Apotheken informiert werden, hat Zilch seine Schaufenster mit Infomaterialien und diversen Berichten zugeklebt. „Oftmals herrscht innerhalb der Bevölkerung noch Unverständnis. Viele glauben, den Apotheken gehe es doch gut. Erst wenn ich dann erkläre, wie es wirklich um uns steht, bekräftigen die Kund:innen unser Vorhaben und zeigen Verständnis für eine Schließung am Protesttag“, so der Apotheker.

Die Kammer weiß Bescheid

Die umliegenden Apotheken in der Gemeinde nahe der deutsch-französischen Grenze ziehen an einem Strang: „Die Kollegen sind alle einer Meinung, die Offizinen bleiben zugesperrt und auch die Schaufensterdekoration stieß durchweg auf positive Resonanz. Es bringt nur was, wenn alle mitmachen. Einfach nur zusperren bringt nichts.“ Seinen Mitarbeiter:innen hat der Inhaber an diesem Tag frei gegeben: „Mein Team kann sich an diesem Tag mal ausruhen, das haben alle verdient.“ Zudem wissen auch die Ärzte und Ärztinnen sowie die Heime in der Umgebung Bescheid: „Mir war es wichtig, alle zu informieren, dass wir schließen und vor allem warum. Wir können hier vor Ort sehr gut kommunizieren, auch die Kammer weiß Bescheid.“

Abda hat verschlafen

„Meiner Meinung nach hat die Abda verschlafen. Eine Honoraranpassung hätte längst erfolgen müssen. Meinen Mitarbeiter:innen habe ich schließlich auch Pandemie- und Inflationsgeld gezahlt, weil alle einfach richtig gut mitgearbeitet haben in den harten Zeiten.“ Zwar bewege sich nun endlich was in der Apothekenlandschaft, aber ob „richtig was ins Rollen kommt“, das wagt Zilch noch zu bezweifeln: „Wir brauchen einen deutlichen Bürokratieabbau. Was ich allein mit der Präqualifizierung für einen Mehraufwand hatte, war Wahnsinn. Wenn dann irgendwann noch Dinge wie das E-Rezept anstehen und die ganzen Digitalisierungsprozesse drumherum, haben wir noch weniger Zeit.“

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