ApoManum

Comeback der Prinzessinnen-Creme

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Berlin -

Essig der vier Diebe, Prinzessinnen-Creme oder Byzantinisches Rosenwasser: Mit diesen und anderen traditionellen Hausspezialitäten hat der bayerische Apotheker Peter Schultes einige Berühmtheit erlangt. Sein Unternehmen „ApoManum“ bietet verschiedene Cremes, Seifen, Wässer, Düfte und Tinkturen – alle basieren auf traditionellen Rezepturen und werden von Hand in Schultes St. Alto-Birgitten-Apotheke in Altomünster hergestellt.

Schultes profitiert dabei vom Trend zu Traditionellem und Selbstgemachtem: „Wir bieten aus Apothekerhand und nach alter Ethik selbst gemachte Produkte an“, beschreibt Schultes das Konzept. „Handgemachtes steht im Vordergrund.“ Die Frauenzeitschrift Vogue und das Süddeutsche Zeitung Magazin haben die Produkte bereits empfohlen, auch der Bayerische Rundfunk ist bereits auf den Apotheker aufmerksam geworden.

Die Rezepte für die Cremes und Wässer sind zum Teil einige Hundert Jahre alt, wie zum Beispiel das für den „Essig der vier Diebe“: Im 17. Jahrhundert plünderten – so die Legende – vier Räuber die Häuser der an Pest verstorbenen, ohne selbst zu erkranken. Als sie gefasst wurden, verrieten sie ihr Geheimnis – in Essig ausgezogene Kräuter mit besonders starker keimtötender Wirkung – und wurden im Gegenzug frei gelassen.

Die Rezepte stammen aus dem Archiv der um 1870 gegründeten Apotheke oder von Schultes Vater Hanns, der diese 1939 übernommen hatte. „In der Kriegszeit wurde viel selbst gemacht, und das ist heute genauso aktuell wie vor Jahrzehnten“, sagt Schultes. Er selbst übernahm nach seinem Studium in Marburg die Apotheke, heute leitet sie sein Sohn Dr. Stephan in dritter Generation. Inzwischen gehören der Familie Schultes zwischen Augsburg und München fünf Apotheken, zwei Reformhäuser, ein Sanitätshaus und ein Kosmetikzentrum.

2008 gründete Schultes gemeinsam mit dem Betriebswirt Dr. Richard vom Holtz ApoManum, inzwischen werden rund 100 Apotheken und diverse Online-Shops beliefert. „Unser Ziel ist es, alte Rezepturen vor dem Vergessen zu bewahren“, sagt vom Holtz. Auch andere Apotheken können ihre eigenen Rezepe in die Dachmarke einbringen. Auf diese Weise sei das Sortiment bereits um einige Produkte erweitert worden, so Schultes. Insgesamt werden inzwischen mehr als 50 Kosmetika unter dem Namen ApoManum vertrieben. Hergestellt werden sie gemäß Kosmetikverordnung, die etwa die Inhaltsstoffe oder die hygienischen Voraussetzungen festlegt.

Die Produkte werden in den Apotheken produziert: Drei PTA stellen in Altomünster Seifen, Cremes und Wässer her, „aber wenn Not am Mann ist, springen alle ein“, so Schultes. Steige die Nachfrage dauerhaft, könne man auf die Firma eines Studienkollegen ausweichen – „das ist aber noch nicht nötig“.

Verkaufsrenner sind das Mundwasser, das es in die Vogue geschafft hat, und die Weihrauchcreme, die „gestresste Haut so wunderbar pflegt“, wie Schultes empfiehlt. Das Rezept stammt aus der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Die K. & K.-Linie mit Kosmetik der „Herrschaften am Hof“ wurden zusammen mit einem Wiener Apotheker entwickelt.

Derzeit arbeitet Schultes an einer Haarcreme, die anstelle von Haargel verwendet werden soll. „Ich konzentriere mich auf Präparate, die wohlerprobt sind“, erklärt der Apotheker. „Die Rezeptbücher aus der Apotheke sind da ein unermüdlicher Schatz.“

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