Pharmakonzerne

Merkel besucht Sanofi

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Frankfurt/Main -

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat im Vorfeld des G7-Gipfels die Frankfurter Niederlassung des französischen Pharmakonzerns Sanofi besucht. Dort hat sie sich über die neuesten Entwicklungen der Antibiotika-Forschung informiert und eine Anlage zur Abfüllung steriler Arzneimittel eingeweiht, die künftig für Sanofis neu zugelassenes Insulin Toujeo eingesetzt wird.

Sanofis Geschäftsführer, Dr. Olivier Brandicourt, und Wissenschaftler von Sanofi und der Fraunhofer-Gesellschaft stellten der Kanzlerin den aktuellen Stand ihrer Antibiotika-Forschung vor. Auch der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) nahm am Gespräch teil.

Das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie und das Pharmaunternehmen Sanofi haben im vergangenen Jahr gemeinsam das Exzellenzzentrum für Naturstoffforschung gegründet. Dort arbeiten Wissenschaftler daran, neue Behandlungsmöglichkeiten gegen Infektionskrankheiten zu entwickeln.

Ziel der Zusammenarbeit sind laut Sanofi insbesondere Antibiotika gegen gram-negative Keime, denn in den vergangenen 50 Jahren sei in diesem Bereich kein neuer Wirkstoff entwickelt worden. Der Fokus des Zentrums liegt laut Fraunhofer-Gesellschaft darauf, natürlich vorkommende chemische und biologische Substanzen zu erforschen und für den Einsatz gegen Infektionskrankheiten zu optimieren.

Zuletzt hat die Resistenz gegen Antibiotika weltweit zugenommen: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich etwa 700.000 Menschen aufgrund einer Antibiotika-Resistenz. Die nachlassende Wirkung führt die Organisation auf einen unsachgemäßen Einsatz der Mittel zurück. So würde beispielsweise in der Viehzucht unnötig oft Antibiotika verfüttert. Die WHO fordert daher einen weltweiten Aktionsplan gegen Antibiotika-Missbrauch.

Merkel will sich beim bevorstehenden Gipfeltreffen der sieben großen Wirtschaftsmächte am 7. und 8. Juni im bayerischen Elmau für gemeinsame Standards in der Antibiotika-Verwendung einsetzen. Die G7-Länder müssten bei dem Kampf gegen die Resistenz eine Vorreiterrolle einnehmen, so die Kanzlerin. Deutschland habe bereits einen Gesetzesentwurf beschlossen, der den Einsatz von Antibiotika in Humanmedizin und Tierhaltung reguliert.

Bei ihrem Besuch im Frankfurter Industriepark weihte Merkel außerdem mit Dr. Brandicourt, Minister Rhein und dem deutschen Geschäftsführer von Sanofi, Dr. Martin Siewert, Sanofis neue Abfüllanlage für sterile Biologika ein. Auf der Hochtechnologielinie wird künftig das erst vor kurzem neu zugelassene Langzeitinsulin Toujeo abgefüllt.

Toujeo folgt auf Sanofis Insulinpräparat Lantus, dessen Patentschutz demnächst ablaufen wird. Wie Lantus ist Toujeo ein langwirksames Basalinsulin, dass die Blutzuckerkontrolle bei erwachsenen Diabetikern verbessern soll. Der Vorgänger Lantus ist für den Konzern das wichtigste Medikament; es macht rund ein Sechstel des Gesamtumsatzes von Sanofi aus. Nach Ablauf des Patentschutzes drohen Umsatzeinbußen, die Toujeo auffangen soll.

Im Werk in Frankfurt-Höchst betreibt Sanofi die weltweit größte Insulin-Produktion. Von den knapp 7000 Arbeitsplätzen hängen rund 3000 direkt am Insulin. Bis 2018 will Sanofi nach Informationen der FAZ im Rahmen der Toujeo-Produktion in Frankfurt rund 1000 Arbeitsplätze schaffen.

Sanofi hat nach eigenen Angaben im vergangenen halben Jahr bereits 500 neue Stellen am Frankfurter Standort geschaffen. In den zurückliegenden zehn Jahren sei zudem insgesamt mehr als eine Milliarde Euro in die Hochtechnologie seines Werks in Frankfurt gesteckt worden. Weitere Investitionen in Höhe von 300 Millionen Euro seien geplant.

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