Schließung wegen finanziellem Risiko

Nicht lieferbar: „Die Leute warten nicht“

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Berlin -

Nur noch wenige Tage führt Beate Frimmel ihre Salzach-Apotheke im oberbayerischen Laufen. Der Weiterbetrieb ist für die Inhaberin zu risikoreich. Sie will sich nicht mehr an Verträge mit langen Laufzeiten und hohen Beiträgen etwa für die Software binden. Außerdem habe die Arbeit in der Vor-Ort-Apotheke an Reiz verloren, sagt sie.

Nach knapp 50 Jahren ist es Ende Juni Aus für die Salzach-Apotheke. „Ich schließe aus den üblichen Gründen“, sagt Frimmel. Um die letzten verbliebenen Produkte loszuwerden, wirbt sie mit einem Rabatt zwischen 20 und 50 Prozent. Die Apotheke übernahm sie 2013 von ihrer Mutter, die anfangs noch mit angepackt habe. Doch zuletzt veränderte sich aus Sicht von Frimmel die Arbeit und auch der Ertrag war nicht mehr zufriedenstellend: „Ein Grund ist die Lage im Berchtesgadener Land in österreichischer Randlage. Da ist der Einzugsbereich für GKV-Rezepte sehr begrenzt.“

Selbstständige beklagt finanzielles Risiko

Die Apotheke rentiere sich nicht mehr, sagt Frimmel. „Das Risiko ist zu hoch. Gerade wenn man neue Verträge abschließen muss. Die Software kostet ein Heidengeld und mit Laufzeiten von fünf Jahren ist man sehr lange daran gebunden. Darin liegt ein Teil des finanziellen Risikos, das für mich einen wichtigen Grund darstellt. Da schaut man auf seine Zahlen und da sperre ich lieber zu.“

Was zusätzlich auf die Stimmung schlage, seien die anhaltenden Lieferengpässe in der Branche: „Die Nicht-Lieferfähigkeit von Arzneimitteln ist ebenfalls ein Grund, die Leute warten nicht, die fahren einfach weiter.“ Die Arbeit in der öffentlichen Apotheke „hat für mich an Reiz verloren, weil vorwiegend Aufgaben zu erledigen sind, um allen auferlegten Vorschriften Genüge zu tun“. Es gebe so viel zu dokumentieren und nach Ersatzartikeln zu suchen. „Das ist nicht mehr der eigentliche Beruf, das ist ein bisschen schade.“

Leicht gemacht hat sie sich die Aufgabe ihrer Selbstständigkeit nicht: „Natürlich überlegt man länger, ob man schließt. Die Kunden sind an ihre Stammapotheke gewöhnt und viele kommen, weil sie das persönliche Gespräch und die Beratung wollen. Der Bedarf ist da. Man spürt aber schon, dass es weniger wird.“

Etliche Leistungen im Hintergrund

Frimmel betont, dass die aktuelle Vergütung nicht ausreiche: „Es ist alles eine Frage der Bezahlung, wenn ich eine Leistung erbringe, muss das auch vergütet werden. Es ist eine Frage der Rentabilität, die bei den Leistungen, die erbracht werden müssen, gegeben sein muss. Denn Apotheken erbringen etliche Leistungen im Hintergrund, die aber nicht extra vergütet werden und trotzdem Personal- und Zeitressourcen verbrauchen, zum Beispiel die ganzen Dokumentationen, allein bei der Rezepturherstellung.“

Wie es für sie beruflich weitergeht, weiß sie noch nicht. „Das lasse ich mir offen.“ An Ruhestand ist aber noch nicht zu denken, da sie noch weit vom Rentenalter entfernt ist. „Ich möchte mich wieder mehr auf das pharmakologische, die Beratungsleistung an sich, konzentrieren dürfen.“

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