Klischees

Traumpartner Apotheker?

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Berlin -

Im Forum des Online-Datingdienstes Elitepartner.de hatte eine Partnersuchende eine kontrovers diskutierte Frage: Nachdem sie gelesen hatte, dass „Ärzte angeblich sonderbar“ seien, interessierten sie die Klischees zu anderen Berufsgruppen. Zwei Posts später kam als Reaktion auf ihre Frage: „Da bin ich ja mal gespannt, was die Allgemeinheit so über Apotheker sagt.“

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Apothekerinnen: Graue Mäuse, eher langweilig, Korinthenkacker, oft sehr geizig“, urteilte ein Forenbesucher. Pharmazeutisches Wissen scheint bei Partnersuchenden großen Respekt auszulösen, denn ein anderer User schrieb: „Also ich habe hier noch jede Apothekerin weggedrückt. Ich will nicht Opfer einer Vergiftung werden...“ Er wolle auf keinen Fall an eine „Irre“ geraten, die als Apothekerin und Schwarze Witwe im Portal auf Jagd gehe.

„Dann dürftest Du aber erst recht keine Ärztinnen, Tierärztinnen und Chemikerinnen nehmen, denn die sind auch alle fachkundig!“, erinnerte ihn ein anderer Forengast. „Auch MTA, PTA, CTA und Laborantinnen könnten dann gefährlich werden... Oh Mann, man darf gar nicht weiterdenken“, fügte er hinzu.

Ein Nutzer amüsierte sich über den Schreiber, der Apothekerinnen aus Prinzip nicht antwortete: „No risk, no fun - bist Du Beamter?“ Denn nicht nur Apothekern wurde im Forenverlauf wenig Schmeichelhaftes zugeschrieben. So gelten Beamte, insbesondere Lehrer, im Umfeld des Datingportals als regelversessen, wenig spannend, weltfremd und belehrend. Zudem vernachlässigten Lehrerinnen ihr Äußeres.

Doch besonders zu Ärzten und Krankenschwestern haben viele Partnersuchende eine Meinung. Ärzte stünden zwar in dem Single-Portal für Akademiker hoch im Kurs, vermuten viele Nutzer. Aber die „Götter in Weiß“ seien überheblich, arrogant und selbstverliebt. Und sie stünden offenbar unter dem Druck, diesem Klischee bei jeder Gelegenheit zu entsprechen, befand ein Nutzer. Und untreu seien sie, da Ärzte schließlich immer etwas mit ihren Krankenschwestern am Laufen hätten.

Die Schwestern wiederum sähen zwar meistens süß aus, „aber das ist leider nicht immer der Fall“, heißt es im Forum. Sie seien Tratschtanten und nur darauf aus, reich zu heiraten – natürlich am besten einen Arzt: „Bis Anfang 30 angelt sich jede, die kann, einen Mediziner.“ Zudem fühlten sie sich aufgrund ihres akademischen Umfelds oft schlauer, als sie tatsächlich seien.

Auch andere Heilberufe sind mit negativen Klischees beladen. So hätten Psychologen „alle selbst eins an der Klatsche“, weil sie meist eine schwere Kindheit gehabt hätten. Psychologie studiert hätten sie nur, um sich selbst analysieren zu können – „und anderen damit auf den Keks zu gehen“, weiß ein Nutzer. „Da wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt!“, warnt er.

Zu alternativen Therapeuten sind die Partnersuchenden geteilter Meinung. „Interessant“ findet sie einer. Zwar wüssten sie alles besser, aber hätten gelernt, es nur auszustrahlen und nicht zu übertrieben zu zeigen. „Heilpraktiker gehen für mich gar nicht“, schreibt dagegen ein anderer. So ein „esoterisches Zeugs“ könne er sich nun wirklich nicht anhören.

Auch zur Pharmareferentin fällt einem User etwas ein. Sie habe zwar etwas Ordentliches studiert, „aber war nicht gut genug, um im richtigen Job eine Stellung zu finden“. Dafür könne sie aber gut mit Menschen umgehen. Leider wisse man aber nie, wann es ehrlich gemeint sei. Zudem seien Frauen in diesem Beruf – ganz im Gegensatz zu Lehrerinnen – sehr auf ihre Kleidung bedacht und daher „teuer in der Haltung“. Schlimm: „Viele Dienstreisen und Außendienst erschweren Beziehung.“ Die Pharmareferentin neige zum Fremdgehen, weil sie ständig tolle Ärzte treffe. Treu sei daher kaum eine.

Für Apotheker vielleicht auch noch ein wichtiger Anhaltspunkt, um den eigenen Marktwert auf dem Heiratsmarkt besser einschätzen zu können: Wissenschaftlerinnen wird im Forum nachgesagt, dass sie meinen, mit Intelligenz mangelnde Partnernähe ausgleichen zu können. Sie seien „immer stolz auf ihr Hirn, obwohl das für eine Partnerschaft gar nicht so wichtig ist“, fasst ein Beitrag zusammen. Insgesamt zeigten sie „zu wenig Gefühle, zu wenig Weiblichkeit, keine Geschlechtsidentität“ – und seien dann zu allem Überfluss oft feministisch angehaucht. „Das stört fast alle Männer extrem“, erklärt der Portalnutzer.

Eine Tierärztin überlegt auf Basis dieser nicht-repräsentativen Umfrage: „Also, nachdem ich das alles gelesen habe, sollte ich mir wohl gleich die Kugel geben.“ Denn als anspruchsvolle Akademikerin habe sie wohl „keinerlei Aussicht auf einen halbwegs normal denkenden und sprechenden Mann“. Hinzu komme, dass sie Außendienst leiste und Fortbildungen mache – also eindeutig untreu sein müsse – und sich wie Apotheker mit Arzneimitteln auskenne: Bekanntlich ein klarer Hinweis auf eine schwarze Witwe!

Auch eine Apothekerin meldet sich zu Wort. Sie könne nur schmunzeln, denn Apothekerinnen seien „überhaupt nicht grau, langweilig oder geizig“. Ihr jedenfalls würden die Männer hinterher laufen. Die Idee mit dem Vergiften finde sie allerdings super.

Diplomatisch formulierte schließlich ein Nutzer: „Ärzte stehen wohl eher auf Ärzte, habe noch nie einen kennengelernt, ist bei Apothekern dasselbe.“ So scheinen zumindest einige doch ihre Ansichten zu Berufsgruppen auf echte Erfahrungen stützen zu wollen.

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