„Pionier der Arzneimittelsicherheit“

Kassen trauern um Glaeske

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Berlin -

Die Ersatzkassen trauern um den Bremer Gesundheitswissenschaftler Professor Dr. Gerd Glaeske, der in den 1990er-Jahren für sie tätig war – und zuletzt noch an einem Gutachten gearbeitet hatte.

„Mit dem ausgewiesenen Arzneimittelexperten Gerd Glaeske verlieren wir einen allseits geschätzten Wissenschaftler und stets freundlichen und hilfsbereiten Menschen“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Verband der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner. In seiner Zeit als Mitarbeiter des Verbands habe Glaeske wertvolle Impulse für die politische Arbeit gegeben. „Wir gedenken des viel zu früh verstorbenen Pharmakologen, dessen wissenschaftliche Arbeit immer die Optimierung der Versorgungsqualität im Blick hatte, in höchster Wertschätzung und sprechen seinen Angehörigen unser Beileid aus.“

Auch die DAK-Gesundheit würdigt Glaeske als „Vorkämpfer für die Arzneimittelsicherheit“. Er habe der Kasse mit seinem fachlichen Rat viele Jahre zur Seite gestanden: „Seine kompetente, offene und lösungsorientierte Arbeit hat unsere Kasse sehr bereichert. Wir trauern gemeinsam mit seinen Nächsten und wünschen Familie und Freunden viel Kraft“, sagt Kassenchef Andreas Storm. „Mit ihm verlieren wir einen großen Pharmazeuten, der immer auch das Wohl und die Sicherheit der Menschen im Blick hatte und Missstände schonungslos ansprach, wo er sie erkannte“, ergänzt Vize Thomas Bodmer. „Gerd Glaeske war deshalb weit über die wissenschaftlichen Kreise hinweg anerkannt und respektiert. Seine Stimme wird nun fehlen.“

Glaeske war bis zu seinem Tod Mitglied des medizinisch-wissenschaftlichen Beirats der DAK-Gesundheit, dessen Gründungsmitglied er auch war, und als solcher insbesondere ein Berater rund um die Themen Arzneimittel, Pflege und Versorgung. Als solcher beurteilte er unter anderem die Qualität und die Ergebnisse von DAK-Studien und gab Impulse zu neuen Projekten. „Mit Professor Gerd Glaeske ist ein geschätzter Kollege und Freund von uns gegangen. Er wird nicht nur in unseren Reihen eine große Lücke hinterlassen“, sagt Herbert Rebscher im Namen des wissenschaftlichen Beirats, dessen Vorsitzender er auch ist.

Glaeske war am vergangenen Freitag (27. Mai) im Alter von 77 Jahren nach langer Krankheit verstorben. Der studierte Pharmakologe war seit 23 Jahren Professor für Arzneimittelanwendungsforschung am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen. Von 2003 bis 2010 war er Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und ab 2006 Mitglied im Vorstand und ab 2010 bis 2014 Hauptgeschäftsführer des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung.

Von 2007 bis 2008 war er Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats zur Weiterentwicklung des Risikostrukturausgleichs beim Bundesversicherungsamt (BVA). Ab 2009 war er Mitglied des Ausschusses für den rationalen Einsatz von Arzneimitteln beim Österreichischen Bundesministerium für Gesundheit in Wien, ab 2019 war er darüber hinaus Mitglied des Kuratoriums der Bremer Lungenstiftung. Seit 2016 war er Leiter des „Länger besser leben“-Instituts.

Zuvor war Glaeske für die Kassen tätig: Von 1992 bis 1996 arbeitete er für den Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK). Von 1992 bis 1993 leitete er den Pharmakologischen Beratungsdienst der Ersatzkassenverbände (VdAK/AEV) und von 1993 bis 1996 die Abteilung Verbandspolitik und Grundsatzfragen der medizinischen Versorgung. Zudem war er von 1996 bis 1999 Leiter der Abteilung für medizinisch-wissenschaftliche Grundsatzfragen bei der Barmer.

Zu Glaeskes letzten Forschungsschwerpunkten gehörte die Suchtgefahr von Opioiden. Erst in den vergangenen Monaten hat er am Gesundheitsreport der hkk – Handelskrankenkasse mitgearbeitet, den er in dieser Woche noch persönlich vorstellen wollte.

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