In ihrem Jubiläumsjahr verkleinert Apothekerin Katharina Worbs ihren Betrieb. Der Inhaberin von zwei Apotheken im sächsischen Landkreis Görlitz bleibt keine andere Wahl, wie sie sagt. „Wir arbeiten seit zwei Jahren unterbesetzt.“ Jetzt sei das Maß voll.
Vor zwanzig Jahren übernahm Worbs die Mandau-Apotheke in Großschönau, 2013 kam die Lausche-Apotheke als Filiale dazu. Ende Mai wird diese jetzt geschlossen. Ein Schritt, der Worbs schwerfällt. Denn nicht ein mangelnder Rohertrag oder eine verschlechterte Arztsituation sind die Gründe für die Schließung, sondern fehlendes Personal.
Seit Jahren versucht die Inhaberin, ihr Team aufzustocken. „Unsere Jugend geht erstmal weg, die wollen in die Städte und etwas erleben“, sagt sie. Die Situation im Dreiländereck sei speziell – auch weil die AfD im Vergleich zu anderen Regionen stark sei. „Das ist katastrophal. Die Gesamtsituation ist nicht gut und das schlägt sich auf andere Bereiche durch.“ Dabei handele es sich „um so eine schöne Region“.
Nachdem eine Angestellte jetzt überraschend in den Vorruhestand gehe, könne sie die Filiale nicht mehr offenhalten. „Ich mache ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen zu, weil ich kein Personal habe.“ Die Inhaberin fühlt sich zum Handeln gezwungen. „Ich kann das mir und meinem Personal nicht mehr antun.“
Mit dem Wegfall der Lausche-Apotheke schließe eine klassische Kiez-Apotheke, sagt Worbs. „Die Kunden kommen hier teilweise mit dem Rollator, halten ein Schwätzchen und bringen uns Kaffee vorbei. Mir liegen die Menschen sehr am Herzen. Aber wir haben getan, was wir konnten“, bedauert sie. Um die Versorgung bestmöglich aufrecht zu erhalten, will sie eine Rezeptbox aufstellen und Botendienst anbieten.
Das Personal der Filiale wird sie in die Hauptapotheke mitnehmen. Dort besteht das pharmazeutische Team dann aus 11 Angestellten. „Wir werden dann auch wieder verstärkt Dienstleistungen anbieten, die wir bislang nur begrenzt leisten konnten, weil das nötige Personal nicht vorhanden war.“ Zudem steht ein Umbau mit einer Erweiterung der Kassenplätze an.
Worbs blickt positiv in die Zukunft – und doch gibt es ein Thema, das sie ärgert: Günther Jauch und seine Werbung für den Versandkonzern Redcare und Shop Apotheke. „Wir haben schon seit sieben Jahren eine App, aber ich habe nicht das Werbebudget, um so darauf aufmerksam zu machen.“ Die Shop Apotheke-Werbung beeinflusse die Menschen: „Die denken, sie müssen dort bestellen.“
Unlängst sei eine Kundin in ihre Apotheke gekommen und habe wissen wollen, ob der Versand der „Jauch-Pakete“ etwas koste. Als man ihr gesagt habe, dass das natürlich sein könne, habe sie weiter vor Ort bestellen wollen.