Neun Jahre Haft

Arzt macht Frauen mit Drogen gefügig – eine Tote

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Berlin -

In seinem Privatleben hat ein Arzt Frauen zum Sex getroffen und sie unter Drogen gesetzt. Eine Frau starb an den Folgen. Es besteht die Gefahr, dass der Mann immer wieder nach dem gleichen Muster handelt – das Landgericht Magdeburg verurteilte ihn mit dieser Begründung zu neun Jahren Haft.

Der Mediziner hat Frauen mit Drogen sexuell gefügig gemacht, eine Frau starb an den Folgen. Das Landgericht Magdeburg verurteilte heute einen Arzt zu neun Jahren Freiheitsstrafe. Das Gericht wies für den 43-Jährigen am Montag zudem einen Aufenthalt in einer Entziehungsanstalt an, damit er von seiner Kokainabhängigkeit in den Griff bekommt.

Weil die Gefahr bestehe, dass der ehemalige Chefarzt in seiner Freizeit weitere ähnliche Taten begehe, ordnete das Gericht zudem eine Sicherungsverwahrung an. Der gebürtige Österreicher hatte sich über Jahre mit verschiedenen Frauen getroffen und ihnen vor oder beim Geschlechtsverkehr ohne ihr Wissen Drogen verabreicht. Drei Frauen muss er Schadensersatz zahlen.

In der eineinhalbstündigen Urteilsverkündung erläuterte der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg die Einschätzung der Kammer zu insgesamt zehn Taten zwischen September 2015 und Februar 2018. Eine Sexpartnerin des 43-Jährigen starb im vergangenen Februar. Sie erlitt einen Herzstillstand, nachdem der nun Verurteilte ihr Kokain verabreicht hat. Beide hätten sich zuvor einvernehmlich zum Sex mit Fesselspielen verabredet.

Eine erhebliche Kokaindosis habe schließlich zum Herzstillstand bei der Frau geführt, der Arzt habe Wiederbelebungsmaßnahmen gestartet und schließlich einen Notarzt gerufen. Wenige Tage später wurde bei der Frau der Hirntod festgestellt. Das Gericht wertete die Tat als Körperverletzung mit Todesfolge. Eine Tötungsabsicht habe der 43-Jährige nicht gehabt. In Halberstadt leitete der Angeklagte zuletzt in einem Krankenhaus die Klinik für plastische, ästhetische und Handchirurgie.

In mehreren Fällen hatte der Mediziner Frauen Kokain verabreicht, indem er es vor dem Vaginal- oder Oralverkehr auf seinen Penis aufbrachte. In anderen Fällen mischte er Substanzen in Getränken auf – ohne Wissen der Partnerinnen. Der Vorsitzende Richter Sternberg betonte mehrfach, dem Arzt sei es allein um das Ausleben seiner sexuellen Vorlieben in Kombination mit seinem Drogenkonsum gegangen, die Gesundheit der Frauen habe er außer Acht gelassen. Das Gericht verurteilte den Arzt neben der Körperverletzung mit Todesfolge wegen mehrerer Fälle gefährlicher Körperverletzung und schwerer Vergewaltigung sowie vorsätzlicher Verabreichung von Betäubungsmitteln.

Am Ende der Urteilsbegründung sprach der Richter den Arzt direkt an. „Nutzen Sie Ihre Intelligenz. Setzen Sie alles daran, dass so etwas nie wieder passieren kann.“ Wichtig sei, dass er von der Drogensucht wegkomme. Der Großteil des Prozesses war ohne die Öffentlichkeit geführt worden. Auch die Plädoyers waren hinter verschlossenen Türen gehalten worden.

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