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GroKo: Wort und Koalition des Jahres

, Uhr aktualisiert am 14.12.2013 19:06 Uhr
Berlin -

Eins haben Union und SPD schon geschafft: GroKo ist das Wort des Jahres. Das verpflichtet, jetzt kann die Koalition kommen. Etwas später als erhofft kommt die Notdienstpauschale – in Einzelfällen aber erfreulich oft. Und während hierzulande die ersten Pillen-Drohnen fliegen, haben unsere Freunde auf der anderen Seite des großen Teichs es bald geschafft und die Gesundheitsversorgung komplett monopolisiert. Was sonst noch geschah in dieser Adventswoche – der Rückblick.

Bis zuletzt haben die Jusos gegen die Große Koalition gewettert. Den jungen Genossen fehlte einfach zu viel in dem mühsam mit der Union ausgehandelten Papier. Parteichef Sigmar Gabriel versuchte ohne Erfolg, den Nachwuchs davon zu überzeugen, dass Kompromisse zum Erwachsenwerden dazugehören. Juso-Chefin Johanna Uckermann beteuerte aber brav, dass sie trotz Zoff nicht von zu Hause ausziehen wird: „Ein Nein sehen wir als kein Nein für die Parteispitze.“

In der Union haben sich viele gefreut, dass Basisdemokratie in konservativen Kreisen noch nicht so en vogue ist und man sich nicht vor Briefen der Mitglieder fürchten muss. Aber auch hier regt sich was in der Jugend: Ein paar junge Abgeordnete wollen mehr mitreden, „Profil gewinnen“ gegen die Silberrücken und die Mutti, eigene Themen setzen.

Ein Thema, das die Union lieber nicht gesetzt hätte, sind die Apothekenbusse, also äh, rollende Apotheken. Aber Jens Spahn hat nach vielen Angriffen auf dieses Bonmot klargestellt: Gemeint war der Botendienst. Den gebe es schon heute, deswegen stehe auch nichts mehr davon im Koalitionsvertrag. So wie das Fremdbesitzverbot? Sei’s drum. Vielleicht sind Busse ohnehin bald noch überflüssiger: Die Drohne fliegt.

Vielleicht werden unbemannte Flugobjekte sogar irgendwann eine Option für den Großhandel. Die Debatte über die Anzahl der Lieferungen würde eine ganz neue Richtung einschlagen. Mit dem Personalabbau beginnen viele leider schon heute. Nach Gehe und Alliance jetzt das Sparprogramm bei Phoenix: Jeder Zehnte muss gehen, ganz bitter.Detail

Seinen Job behalten darf vorerst KBV-Chef Dr. Andreas Köhler. Abwahlanträge gegen ihn und seine wenig geliebte Kollegin Regina Feldmann blieben ohne Erfolg. Eine solche Lagerbildung wäre in der Standesvertretung der Apotheker heute unvorstellbar, dazu sind alle viel zu nett.

Freuen können sich die Apotheker über ihre erst Notdienstpauschale. Obwohl die vielleicht nicht mehr vor Weihnachten kommt, Geschenke für die Liebsten gibt’s trotzdem. Für Heilig Abend gilt übrigens das Gleiche wie für die Notdienstpauschale: gemeinsam freuen. Wenn ein paar Insel-Apotheker für ihre Non-Stop-Dienste mehr kriegen als der Rest, dann ist das halt so. Also Deckel auf die Diskussion.

Weniger freuen über die Weihnachtspost dürfte sich so manche Kasse: Dr. Bernhard Bellinger, das Enfant terrible der Apothekensteuerberater, klagt für seine Mandanten den Kassenabschlag für 2009 zurück. Erfolgsaussichten ungewiss, aber gerade in Zeiten, in denen Null-Retaxationen von höchster Stelle abgesegnet werden, tut schon die Aktion an sich vielen Apothekern gut. Dass ausgerechnet die Formalisten von der Novitas BKK auch zu spät überwiesen haben sollen, dürfte manches Mütchen kühlen.

Für die Kassen kommt es noch bitterer: Das Preismoratorium für die Hersteller wird von der neuen Regierung vielleicht nicht schnell genug umgesetzt. Der GKV-Spitzenverband übt schon erste Panikschreie,obwohl die Hersteller schon resigniert abwinken – die Koalition wird es schon noch richten, notfalls rückwirkend.

Nur wer? Vieles deutete zunächst auf Ursula von der Leyen als Bahr-Nachfolgerin hin. Weil Andrea Nahles sie aus dem Arbeitsministerium verscheucht, hätte sie die Rente einpacken können. Die FAZ hatte diese gute Idee, sie könne das Tafelsilber mit ins BMG nehmen. Aber es kommt anscheinend doch anders: Jetzt soll von der Leyen plötzlich Verteidigungsministerin werden und CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe Gesundheitsminister. Lustiges Stühlerücken.

Was sonst noch war: Die Pharmazieprofessoren wollen ein paar weniger Hersteller auf Fortbildungsveranstaltungen sehen, in den USA gibt es die dritte Megaalianz zwischen einem Großhändler und einem Kettenkonzern und die Apotheken waren mal wieder bei Plusminus, diesmal aber mit Lieferengpässen. Ach ja, die FDP hat Christian Lindner zum neuen Heilsbringer gewählt. Der Mitgliederentscheid konnte dem Vernehmen nach ohne OL 1000 plus ausgezählt werden.

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