Eversten Apotheke in Oldenburg

85-jähriger Apotheker schließt Ende März

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Berlin -

Mit seiner Frau Dörte hatte Eike Friedrich Lossin die Eversten-Apotheke im niedersächsischen Oldenburg vor 50 Jahren übernommen. Am 31. März, mit Mitte 80, macht er Schluss.

Das Ehepaar Lossin hatte gemeinsam in Würzburg Pharmazie studiert. Durch seine Frau landete der Apotheker erst in Berlin, dann in Hamburg und Würzburg und schließlich in Oldenburg. Seine Frau kann zurzeit nicht mehr in der Apotheke mitwirken.

„Ich besitze und leite diese Apotheke seit über 50 Jahren“, berichtet Lossin. „Ich finde einfach keinen Nachfolger.“ Er habe sogar Anzeigen geschaltet, in denen es hieß „Apotheke zu verschenken“. „Ich habe keine einzige Nachricht bekommen“, erklärt der Inhaber. Sieben Jahre vor der Übernahme vom damaligen Apotheker Ernst Rasche hatte er als angestellter Apotheker die Apotheke, die Kundschaft und auch den Oldenburger Ortsteil Eversten schätzen gelernt – und war geblieben.

Mahagoni statt Plastik

„Die Eversten-Apotheke ist eine alte Apotheke, keine Plastik-Apotheke, wie ich zu sagen pflege. Die Ausstattung besteht aus massivem Mahagoni-Holz, eine historische Einrichtung, die wir immer gut gepflegt haben.“ Die erste Firma, die Lossin für die Räumung beauftragen wollte, hatte angekündigt, die Einrichtung zu zerstampfen und zu entsorgt. „Ich bin für Nachhaltigkeit. Ich habe jetzt Gott sei Dank eine Firma gefunden, die sorgsam mit der Einrichtung umgehen wird.“

Die Zeiten haben sich geändert

„Früher haben wir ja alles noch selbst hergestellt, ob Tabletten, Zäpfchen oder Teemischungen. Das wussten die Menschen immer zu schätzen“, weiß Lossin zu berichten. „Heute ist das Meiste schon fertig, dabei zeichnet uns die Rezeptur aus. Da schlägt doch das Herz der Apotheke.“ Dass er als Apotheker in puncto Arzneimittel mit der Zeit immer abhängiger vom Ausland wurde, findet er furchtbar. „Dass wir uns derart abhängig gemacht haben, ist eine absolute Katastrophe.“

Selbstverständnis

Für Lossin steht der Kontakt zum Kunden im Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Er kennt die meisten seiner Kundinnen und Kunden seit Jahren, kann sie mit dem Namen ansprechen und weiß über Probleme und Krankheiten Bescheid. Das gibt, so der Apotheker, der Kundschaft zusätzliche Sicherheit in der Beratung und führt dazu, dass sie sich bei ihm in der Apotheke wohlfühlen.

„Zu mir kommen Menschen, die krank sind und Zuspruch brauchen, die Angehörige pflegen oder denen es eben selbst schlecht geht. Meine Aufgabe als Apotheker ist es, zuzuhören, die Therapie zu erklären und ein freundliches Wort mit auf den Weg zu geben.“ Zeit seiner Tätigkeit hat ihn sein Beruf immer begeistert: „Ich bin immer sehr gerne Apotheker gewesen.“

Und dann muss Lossin wieder in den HV. Er steht alleine in der Apotheke und versorgt die langjährige Stammkundschaft. Noch bis Ende März.

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