Jubiläum in Oranienburg

100 Jahre Apotheke: „Schließen? Mitnichten!“

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Berlin -

Die Schleusen-Apotheke im Oranienburger Stadtteil Sachsenhausen feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Seit der Gründung hat sie sich zu einem wichtigen Treffpunkt der Gemeinschaft etabliert. Inhaberin Mandy Kuhrau leitet die Apotheke seit Anfang 2021 – und das soll auch noch lange so weitergehen: „Aktuell gibt es keinen Anlass darüber nachzudenken, die Apotheke zu schließen. Mitnichten!“

Die Schleusen-Apotheke hat eine lange Geschichte: Ursprünglich gab es im Ort Oranienburg zwei Apotheken – die Oranien- und die Adlerapotheke. Mit wachsender Bevölkerung wuchs der Wunsch nach einer eigenen Apotheke im Stadtteil Sachsenhausen. Anfangs sahen die ansässigen Apotheker keinen Bedarf: „Damals gab es maximal 50 Rezepte pro Tag“, weiß die heutige Inhaberin.

Doch die Idee setzte sich durch: Am 26. Juli 1925 eröffnete Apotheker Sasse die Apotheke in Sachsenhausen. In der DDR arbeitete Margita Munkelt hier bereits als Angestellte, übernahm sie 1990 nach der Privatisierung und leitete sie 30 Jahre lang, bis Anfang 2021 Kuhrau übernahm.

Aktuell führt sie ein Team von zehn Mitarbeitenden, „und das ist auch notwendig, weil viele Mütter im Team sind, die nicht jeden Tag oder nur nachmittags arbeiten können.“ Auf alle Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen zu können, sei durchaus eine Herausforderung: „Um unsere Öffnungszeiten zu gewährleisten, brauche ich jeden meiner Mitarbeiter.“ Für ihr Team ist sie sehr dankbar: „Da habe ich momentan noch Glück, bei anderen Apotheken sieht es düster aus.“

„Die Leute bleiben am Ball“

Ihre Zeit als Inhaberin sei insbesondere durch den raschen Fortschritt der Digitalisierung geprägt. „Gerade der älteren Bevölkerung stehen wir in technischen Fragen zur Seite.“ Allerdings gebe es hier auch Überraschungen. „Ich habe einen 80-jährigen Kunden, der besser mit dem Handy umgehen kann als ich. Viele unserer Kunden bleiben da am Ball und gehen mit der Zeit.“

Dass vieles in der Apotheke – egal ob von Seiten der Softwarehäuser oder von der Politik gefordert – digital werde, ist laut Kuhrau nicht unbedingt ein Nachteil: „Ein gutes Beispiel sind die App-Bestellungen – dadurch sparen die Leute viel Zeit, weil sie nur noch ein Mal in die Apotheke kommen müssen.“

Die Apotheke sei nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Ortsgemeinschaft. „Viele Kunden – insbesondere unsere Stammkunden – kommen schon seit Jahrzehnten zu uns“, freut sich Kuhrau. „Für die ältere Bevölkerung, die nicht mehr so viele Freunde um sich hat oder die Kinder weggezogen sind, ist es sehr wichtig, dass man hier das ein oder andere Wort wechselt. Das gehört einfach zur Ortsgemeinschaft dazu.“

Preiskampf gegen Versender

Zum Jubiläum wünscht sie sich, dass ihr Betrieb noch lange erhalten bleibt: „Aktuell gibt es keinen Anlass darüber nachzudenken, die Apotheke zu schließen. Mitnichten!“ Dennoch müsse man schauen, was die neue Politik bringt und inwieweit etwas für die Apotheken vor Ort getan werde. Neben Kostensteigerungen häufen sich nach wie vor Preisfragen der Kundschaft.

„Wir bekommen Nachfragen wie: Warum sind Sie so teuer? Im Internet steht, dass ich das viel günstiger bekomme.‘“ Zwar könne Kuhrau verstehen, dass viele Menschen aktuell sparen müssen, aber: „Mit den Internetpreisen der diversen Onlineanbieter können wir als Einzelapotheke nicht mithalten. Je mehr man bestellt, desto höher werden die Rabatte im OTC- oder freiverkäuflichen Bereich. Wir müssen gut wirtschaften, können uns das Warenlager aber nicht derart füllen wie die Versender. Nur: Das wissen viele Kunden natürlich nicht – da müssen wir vermitteln und aufklären.“

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