Pharmalogistik

Wenn der TOF-Mann zweimal klingelt – wird es teurer

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Berlin -

Trans-o-flex fährt nicht nur Apotheken an, sondern seit Jahren auch Patienten. Der Pharmalogistiker mit Sitz in Weinheim liefert beispielsweise Homecarebedarf bis ans Krankenbett. Auch Versandapotheken lassen teilweise Ware über das Unternehmen ausfahren. Künftig müssen die Kunden Sendungen an Privathaushalte melden, sonst wird es teurer.

Lieferungen an Endverbraucher sind aufwändiger als solche an Geschäftskunden: Es gibt keine festen Öffnungszeiten, zu denen angeliefert werden kann. Oft sind Privatempfänger gar nicht zu Hause, wenn der Zusteller klingelt – und wenn doch, dauert es gewöhnlich länger, bis sie die Tür öffnen. Schließlich werden weniger Packstücke pro Adresse abgegeben, die Anfahrtwege sind oft länger. All dies führt zu höheren Kosten, die laut Trans-o-flex „kein unkalkulierbares Risiko für den Versender darstellen“ sollten.

Deshalb wurde ein Preismodell entwickelt, das Kunden belohnt, die Ware künftig bereits bei der Datenübermittlung als Lieferung an eine Privatadresse kennzeichnen. „Dann wird diese Sendung automatisch mit dem vereinbarten Betrag für Privatempfänger in Rechnung gestellt“, erklärt Wolfgang P. Albeck, Vorsitzender der Geschäftsführung. Dieser Preis wird laut Albeck immer niedriger sein, als wenn eine Sendung an eine Privatadresse nicht als Privatzustellung gekennzeichnet wird. „Wenn der Fahrer erkennt, dass er an eine Privatadresse zustellt, die nicht als solche gekennzeichnet ist, wird ein Standardzuschlag für eine Lieferung an Privatadresse abgerechnet. Der ist höher als der mit dem Kunden vereinbarte Preis für die Privatzustellung, weil er einen Verwaltungszuschlag enthält.“

Damit die Fahrer nicht unberechtigt Adressen als Privatadressen kennzeichnen, wurden sie seit Mai speziell trainiert. „Alle Fahrer müssen seitdem Privatadressen auf ihrem Ausliefercomputer kennzeichnen“, so Albeck. Für die Klassifizierung von Privatadressen wurde eine klare Definition entwickelt. „Wir fassen darunter alle Zustellungen an eine Privatwohnung oder eine Firma, die über keine festen Annahme- oder Öffnungszeiten verfügt und deren Adresse offensichtlich zu Wohnzwecken genutzt wird.“

Zu den Preisen für Privatzustellungen gibt Trans-o-flex keine Auskunft. „Es gibt keine Standardtarife, wir haben Vereinbarungen mit unseren Kunden“, so eine Sprecherin. Fest steht, dass private Lieferungen teurer seien als jene an Unternehmen. Das begründet sie mit dem höheren Aufwand, der sich für Trans-o-flex ergibt. Ohne vorherige Anmeldung wird es wegen des Malus‘ noch teurer.

„Privatlieferungen stellen einen deutlichen Mehraufwand dar. Bei Unternehmen gibt es geregelte Öffnungszeiten und Mitarbeiter, die zu den Öffnungszeiten da sind. Wir können das Paket also sicher zustellen. Bei einem Buch von Amazon kann man bei Privatzustellungen eine Nachbarschaftszustellung durchführen, bei Medikamenten steht ein ganz anderer Aufwand dahinter, mitunter muss das Paket zwei bis dreimal hin- und hergefahren werden“, so die Sprecherin. Langfristig will das Logistikunternehmen eine App entwickeln, die sicherstellt, dass der Empfänger sein Paket zur Wunschlieferzeit erhält. Wann dieser Service angeboten werden kann, steht allerdings noch in den Sternen. „Das ist eine der bei uns anstehenden Entwicklungsoptionen“, erklärt sie.

Und stellt fest: „Dieser Service wird niemals das Grundgeschäftsmodell von uns werden. Er ist nur ein Angebot für unsere Kernempfängerschaft. Temperaturbezogene Lieferung kann nicht jeder beliebige Lieferdienst machen.“ Das Weinheimer Unternehmen ist unter anderem auf den Transport sensibler Arzneimittel spezialisiert, Kunden des Tochterunternehmens Thermomed können zwischen Transporten mit aktiver Temperaturführung im Bereich von 2 bis 8 Grad oder 15 bis 25 Grad wählen. Die Arzneimittel werden nach den EU-Regeln für den Parmatransport befördert.

Laut Albreck wächst die Nachfrage nach Privatzustellungen. „Wir haben immer mehr 2C-Sendungen im System, konnten deren Besonderheiten jedoch bisher nicht planerisch berücksichtigen, weil wir nicht wussten, dass es sich um 2C-Sendungen handelt“, erläutert er und stellt ebenfalls klar. „Es ist nicht unser Ziel, ein weiterer Paketdienst für Privatempfänger zu werden. Aber wir wollen für unsere klassische Kundschaft, die immer mehr 2C- Sendungen hat, eine Lösung, die 100-prozentig funktioniert und die dauerhaft tragbar ist für alle Seiten: für Versender, für Empfänger und für den Logistikpartner.“

Als Pharmalogistiker liegt das Unternehmen bei einem Marktanteil von 70 Prozent. Auch für Versandapotheken ist Trans-o-flex tätig, gibt allerdings keine Namen preis. „Wir arbeiten für Versandapotheken, machen aber keine Aussagen darüber, für welche.“ Langfristig sei ein Ausbau dieser Aktivitäten geplant.

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