Drogerieketten

Schlecker: Penta springt ab, Tausende Klagen

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Berlin -

Rückschlag bei der Schlecker-Rettung: Der slowakische Finanzinvestor Penta, einer der engeren Bewerber für die Übernahme der insolventen Drogeriekette, ist abgesprungen. „Wir werden nicht mehr am weiteren Bieterprozess teilnehmen“, sagte ein Sprecher des Private-equity-Unternehmens. Damit ist ein aussichtsreicher Kandidat aus dem Rennen. Zu den Gründen erklärte sich Penta nicht.

„Penta hat den Kreis verlassen“, bestätigte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz. Es sei ein üblicher Vorgang in einem Prozess der Investorensuche, dass jemand abspringt, sagte er der Südwest Presse. „Wir haben aber noch fünf ernsthafte Interessenten, die dabei sind.“

Geiwitz selbst kommentierte die überraschende Entwicklung nicht, sagte der Nachrichtenagentur dpa aber ebenfalls: „Wenn es so wäre, dass ein Investor mal ausscheidet und dass ein neuer dazu kommt, dann halte ich das für ganz normal.“

Bis zuletzt war Penta der einzig bestätigte Interessent und zählte zum engeren Bewerberkreis mit zwei weiteren Kandidaten. Ob der deutsche Investor Droege aus Düsseldorf noch im Rennen ist, ist weiter unklar. Zumindest hat Droege bisher nach eigenen Angaben noch keine Absage erhalten.

 

Einen weiteren Dämpfer gab es von Hunderten früheren Schlecker-Beschäftigten. Sie sind kurz vor Fristablauf rechtlich gegen ihre Entlassung vorgegangen. Bis Anfang dieser Woche gingen bundesweit rund 450 Kündigungsklagen bei Arbeitsgerichten ein, wie eine dpa-Umfrage ergab. Die Gerichte rechnen noch mit etlichen weiteren Klagen.

Endgültige Zahlen über die Kündigungsklagen werden erst in den nächsten Wochen erwartet, wie mehrere Gerichte bekanntgaben. Erfolg könnten nach Expertenmeinung die Fälle haben, in denen ein Fehler bei der Sozialauswahl nachgewiesen wird. Ende März war nach der Pleite der Drogeriekette Schlecker mehr als 10.000 Mitarbeitern gekündigt worden, nachdem eine Auffanggesellschaft für diese gescheitert war.

Besonders hoch ist die Zahl der eingereichten Klagen bisher in Berlin, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die Gerichte rechnen jedoch mit weitaus mehr Klagen gegen die insolvente Drogeriekette, da die dreiwöchige Frist zur Einreichung in den meisten Fällen erst am Freitagabend abgelaufen war. Zudem sammeln in manchen Orten Gewerkschaften die Klagen ihrer Mitglieder, um sie gebündelt an die zuständigen Arbeitsgerichte zu übergeben.

Im Südwesten gingen insgesamt bisher etwa 200 Klagen ein. In der Hauptstadt Berlin sammelte die Gewerkschaft Verdi 49 und in Brandenburg 16 Klagen. Hinzu kämen möglicherweise Klägerinnen, die selbst einen Anwalt eingeschaltet hätten, sagte Janet Dumann von Verdi in Berlin. In Dresden und Leipzig waren es zusammen 44 Klagen.

In Nordrhein-Westfalen klagten bei den Arbeitsgerichten 80 Entlassene. „Da kommt aber wahrscheinlich noch mehr“, hieß es aus Köln. Im Hamburg, Lübeck, Bremen und Hannover waren es 44 Fälle sowie in Nürnberg, Augsburg und München zusammen 43.

 

 

Geiwitz befürchtet, dass Klagen potenzielle Investoren abschrecken könnten. „Kündigungsschutzklagen dürften eher chancenlos sein, sie schaden jedoch der Investorensuche, damit auch den verbleibenden Arbeitsplätzen“, sagte der Sprecher.

Für die verbliebenen Schlecker-Mitarbeiter geht der Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze unter sozialverträglichen Bedingungen weiter. In Ulm trafen sich am Donnerstag Geiwitz und die Gewerkschaft Verdi für Gespräche über einen Sanierungstarifvertrag. Streitpunkt ist dabei die Forderung von Geiwitz nach einem Sanierungsbeitrag der verbliebenen 13.500 Beschäftigten – er fordert einen Lohnverzicht. Verdi will aber erst prüfen, ob so ein Beitrag überhaupt für die geplante Sanierung und die Sicherung von Arbeitsplätzen geeignet ist. Die bislang ergebnislosen Gespräche werden am Freitag fortgeführt.

Bisher verlangt Geiwitz nach Gewerkschaftsangaben einen Lohnverzicht von 15 Prozent, den Verdi als „überzogen“ ablehnt. Verdi will erst die Schlecker-Mitarbeiter befragen, bevor die Gewerkschaft einem Sanierungstarifvertrag endgültig zustimmt. „So eine ganz schnelle Lösung wird es nicht geben“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke. Er rechnet mit einem Abschluss bis Ende April.

 

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