Großhandel

Noweda: Busse sind unkontrollierbar

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Berlin -

Die Versandapotheke DocMorris lässt derzeit einen Apothekenbus durch 15 deutsche Städte fahren. Bislang ist es eine reine Werbetour – doch auf lange Sicht sollen über die Busse auch Medikamente verkauft werden. Dieses Angebot ist nicht nur eine Konkurrenz für Vor-Ort-Apotheken. Auch der Großhandel wäre von der strukturellen Änderungen betroffen. Die Noweda schießt nun gegen DocMorris und fordert die Politik auf, rollende Apotheken aus ihren Programmen zu streichen.

Die Essener Apothekergenossenschaft befürchtet, der Einsatz von Bussen werde die vorhandenen Strukturen sprengen und zu Schließungen führen. „Eine Zulassung würde hervorragende Versorgungsstrukturen unwiderruflich zerstören und damit der Bevölkerung in Stadt und Land sehr schnell Schaden zufügen“, sagte Noweda-Chef Wilfried Hollmann.

Die Noweda warnt davor, dass Apothekenbusse nicht nur auf den ländlichen Raum begrenzt werden können. Die Fahrzeuge könnten auch an umsatzstarken Orten halten. Es bestehe die Gefahr, dass sie auch in Wohngebieten kleinerer oder größerer Städte auftauchen. „Das kann die Politik nicht wollen, weil damit die Institution Apotheke grundsätzlich bedroht und ökonomisch in Frage gestellt wird“, argumentiert die Genossenschaft. Eine Folge sei der Verlust von Arbeitsplätzen.

Apothekenbusse dürfen laut Noweda auch nicht als heimliche Rezeptsammelstellen für den Versandhandel agieren. Die Politik solle sich stattdessen auf den Erhalt und eine bessere Vergütung von Vor-Ort-Apotheken insbesondere im ländlichen Raum konzentrieren. Eine komplette Arzneimittelversorgung ist demnach nur durch Vor-Ort-Apotheken möglich.

Ein Apothekenbus mit einer begrenzten Lagerkapazität könne den Bedarf nicht ansatzweise decken und allenfalls Schnelldreher liefern. Rezepturen, Defekturen oder die Lieferung von seltenen Arzneimitteln seien durch rollende Apotheken nicht umsetzbar. Zudem leisteten Apotheken längst Botendienste.

Auch die zeitnahe Versorgung ist mit Bussen demnach nicht abgedeckt: Verordnete Medikamente würden je nach Krankheitsbild innerhalb kurzer Zeit benötigt. Busse würden diesem Anspruch nicht gerecht. Zudem könnten Busse nicht verlässlich, regelmäßig und unangekündigt kontrolliert werden.

Die Noweda betont zudem, dass DocMorris aus ökonomischen Gründen das Versorgungsargument in die Debatte werfe. Stattdessen würde der Einsatz von Apothekenbussen zu wirtschaftlichen Lasten der Apotheken auf dem Land führen und Schließungen provozieren. „Die bessere Versorgung der Landbevölkerung ist nur ein Vorwand aus Eigeninteresse.“

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