Kommentar

Automaten als Strategie

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Kommissionierautomaten „Made in Germany“ stehen für High-Tech und Innovation. Und Rowa ist in mehreren Ländern Europas Marktführer. Für einen US-Konzern ist das sicherlich ein lohnendes Investment, zumal der Markt mit Apothekenrobotern als noch lange nicht gesättigt gilt. Der zusätzliche Fokus auf Krankenhausapotheken scheint ebenfalls strategisch sinnvoll, gerade angesichts der laufenden Debatten um Arzneimitteldepots. Was Rowa betrifft, so hatte die Branche wegen der zuletzt ungewöhnlich harten Preispolitik des Branchenprimus über Umsatztreiberei und einen möglicherweise anstehenden Verkauf spekuliert.

Das eigentlich Spannende an dem Deal ist aber, dass nach Medco schon wieder ein US-Konzern in die Gesundheitsversorgung hierzulande einsteigt. Und das Thema Automatisierung ist nur auf den ersten Blick rein technischer Natur. Nach der offenbar von langer Hand geplanten Übernahme erscheint die Geschäftspolitik von Rowa plötzlich in einem anderen Licht.

Denn wenn tatsächlich schon seit zwei Jahren verhandelt wurde, stellt sich die Frage, was alles mit verhandelt wurde. Rowa hat mit dem Arzneimittel-Abgabeterminal Visavia ein sehr heißes Eisen angefasst - und bis zum Schluss erbittert daran festgehalten. Den Vorwurf, die eigenen Kunden durch einen Automaten ersetzen zu wollen, hat man in Kelberg stets vehement zurückgewiesen. Richtig überzeugend klang die Verteidigung selten.

Gleichzeitig hatte Rowa geradezu fiebrig für das Terminal lobbyiert - und zwar gerade nach dem negativen Urteil des Bundesverwaltungsgerichts. Die Meldungen über Politikerbesuche am Messestand oder die vermeintliche Legalisierung der Automaten in ausländischen Märkten mögen dem zukünftigen Eigentümer gefallen haben.

Und wie Medco Celesio könnte CareFusion künftig mit der vermeintlichen Nähe zum Patienten argumentieren: Dort ist es die Versandapotheke und ein Pflegedienst vor Ort, hier der Videoapotheker im Terminal. Die Arzneimittel liegen entweder im Automaten oder werden aus dem Basislager beschafft. CareFusion kann nun selbst entscheiden, wie energisch man das Projekt vorantreiben will. Die Empfindlichkeiten gegenüber den Apothekern dürften nicht unbedingt größer geworden sein.

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