Arzneimittelfälschungen

Importeure: BfArM-Schelte nicht tragbar

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Berlin -

Die Politik erwägt eine Streichung der Importquote, die Apotheker fordern genau dies. Doch als jetzt auch noch Professor Dr. Karl Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), öffentlich das Aus der 5-Prozent-Vorgabe forderte, wurde es dem Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) zuviel: Broichs Aussagen stünden ihm nicht zu und seien nicht tragbar.

Broich hatte bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) den Parallelimport als „Einfallstor für Fälschungen“ bezeichnet. Der VAD wies diese Behauptung zurück. Broich diffamiere in unzulässiger und unbegründeter Weise eine einzelne Branche der legalen Vertriebskette, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes.

Seine Aussagen seien weder sachgerecht, noch stünden sie Broich zu. Als Chef einer Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sei Broich zu Neutralität und Objektivität gehaltenen. Seine Aussagen seien daher „nicht tragbar“, wettert der VAD.

Auch inhaltlich hat der Verband der Importeure Kritik: „Dass der BfArM-Präsident zudem keinen Grund mehr für die Importquote sieht, ist mit Blick auf die Einsparungen von 240 Millionen Euro und bei einem Potential von 340 Millionen Euro im Jahr nicht nachvollziehbar“, heißt es in einer Mitteilung.

Der VAD hält die Aussagen für umso bedenklicher, da Broich als Leiter des BfArM wissen müsse, dass der Fälschungsskandal in Italien zunächst ein Skandal um gestohlene Arzneimittel und die mangelnde Sicherheit des Lieferweges zwischen Originalhersteller und Direktkunde sei. Der Verband würde sich eine „differenziertere und ausgewogenere Kommunikation“ wünschen.

Die Importeure sehen sich selbst als „weitere Kontrollstufe in der legalen Lieferkette“. Der Fall Italien sei bei einem deutschen Importeur aufgedeckt worden. „Erst damit wurde in der Folge bekannt, dass sich staatlich zugelassene Großhändler in Italien mit krimineller Absicht an der Medikamentenhehlerei beteiligten und mit gefälschten Dokumenten eine scheinbar legale Lieferkette vortäuschten.

Der eigentliche Skandal liege im Umgang mit den Diebstählen in Italien, so der VAD. Organisierte Kriminalität sowie die Untätigkeit des damals betroffenen Herstellers Roche und das Vorgehen der italienischen Behörden seien weder den deutschen Importeuren noch der Importquote anzulasten. Hätte Roche die gestohlenen Herceptin-Chargen aus den Krankenhäusern und das Abhandenkommen ganzer LKW-Ladungen sofort in den Markt gemeldet, hätte die europäische Vertriebskette rechtzeitig und schneller reagieren können, ist man beim VAD überzeugt.

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