Apothekenkooperationen

Linda hat Zoff mit Ordermed

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Berlin -

Es knirscht gewaltig zwischen der Apothekenkooperation Linda und dem Bestellportal Ordermed. Es geht um Geld, denn auf beiden Seiten bestehen unterschiedliche Ansichten, welche Pflichten mit dem Vertrag über Orderlinda abgegolten sind. Linda hat sich in dem Streit vor Gericht durchgesetzt. Ordermed-Chef Markus Bönig wendet sich jetzt direkt an die teilnehmenden Apotheken – mit einem neuen Angebot.

Ordermed gibt es seit 2011. Patienten können ihre Arzneimittel online oder direkt von ihrem Smartphone bestellen, die teilnehmende Apotheke liefert aus. Auf Wunsch wird sogar das Rezept von der Apotheke beim Arzt abgeholt. Das ist insbesondere für Folgerezepte vorgesehen. Die Apotheken zahlen für die Teilnahme einen monatlichen Beitrag und zusätzlich 50 Cent pro Transaktion. Linda war im Herbst 2012 eingestiegen und bietet seitdem das Modell Orderlinda.

Doch zuletzt gab es Unstimmigkeiten über zu leistende Zahlungen: Bönig forderte wegen der Adaption von Ordermed auf die Bedürfnisse von Linda insgesamt 160.000 Euro. Doch die Kooperation verwies auf den geschlossenen Vertrag und verweigerte die Zahlung. So traf man sich vor dem Landgericht Stade, Linda bekam Recht. In der Verhandlung bekam die Kooperation sogar die ihrerseits noch geforderten Provisionen in Höhe von 50.000 Euro zugesprochen.

Für Linda war die Frage geklärt und die Sache damit auch erledigt. Für Bönig anscheinend nicht: Mitglieder hätten gemeldet, dass Ordermed nunmehr konkrete Forderungen gegen Linda-Apotheken erhebe, heißt es in einem Rundschreiben der Kooperation. Konkret geht es demnach um den Erstellungsaufwand für das Medikationscenter, die Betriebskosten und Supportleistungen.

Linda empfiehlt, nicht auf die Forderungen einzugehen: Die Verträge der Apotheken regelten die von Ordermed zu erbringenden Leistungen wie auch die dafür zu zahlende Vergütung, die jetzt aufgeführten Leistungen seien eingeschlossen.

Der Ton wird schärfer: Nachdem Ordermed mit seinen „unberechtigten Forderungen“ bei Linda gescheitert sei, versuche das Unternehmen es „unter bewusster Vorspielung falscher Tatsachen“ jetzt gegenüber den Apotheken. Linda rät Betroffenen, sich gegebenenfalls einen Anwalt zu suchen und bietet dabei Hilfe an. „Dass Herr Bönig nach der rechtlichen Klärung jetzt auf die Apotheken zugeht, finden wir bedauerlich“, so eine Linda-Sprecherin.

Bönig bestreitet, bei den Apotheken Geld einzusammeln: Man habe lediglich darüber informiert, dass die Kooperation nicht bereit sei, die offenen Posten zu bezahlen. Für jede der 80 teilnehmenden Apotheken entspräche das einem Betrag von 2000 Euro. Forderungen habe man aber nicht gestellt, so Bönig. Stattdessen wurde den Apotheken ein Angebot gemacht, von Orderlinda zu Vitabook zu wechseln, Bönigs neuem Konzept.

Ob die Kooperation mit Linda unter diesen Voraussetzungen überhaupt fortgeführt werden kann, ist fraglich. Linda will zum jetzigen Zeitpunkt kein zusätzliches Öl ins Feuer gießen und verweist nur auf das bestehende Vertragsverhältnis mit den vereinbarten Rechten und Pflichten für beide Seiten. Offenbar gibt es Klauseln, die einen vorzeitigen Ausstieg teuer machen würden.

Bönig zufolge hat jede dritte Apotheke das Angebot angenommen und sei zu Vitabook gewechselt, einer Art Weiterentwicklung von Ordermed. Kunden können dabei angeblich „viel schneller Arzttermine, Rezepte, Medikamente, Überweisungen und Befunde erhalten“.

Über die Plattform können Arztpraxen kontaktiert und Folgerezepte angefordert werden. Die Arzneimittel können gleich mitbestellt und auf Wunsch sogar von einer Apotheke ausgeliefert werden. Weil der Patient selbst entscheidet, Arzt und Apotheke online zu verbinden, ist laut Vitabook das Zuweisungsverbot nicht berührt.

Der Internetseite zufolge sind alle deutschen Apotheken dabei – vermutlich, weil sich diese wie bei Aponow gegen eine Listung gar nicht wehren können. Trotzdem kann man sich – wie bei Bönigs anderen Konzepten – einen Premiumstatus sichern: Wer bei Vitabook, Ordermed, der Medikationskarte und Aponow ganz oben geführt sein will, muss monatlich knapp 100 Euro zahlen, Filialverbünde das Doppelte.

Dazu kommen eine Supportgebühr von 19 beziehungsweise für Verbünde 39 Euro monatlich sowie eine einmalige Gebühr von knapp 500 Euro. Pro Packung fällt außerdem ein Transaktionspreis von 50 Cent an. Der Vertrag läuft mindestens ein Jahr. Eine Marketingkampagne in Kooperation mit den Springer-Medien „Bild“ und „Welt“ soll das Konzept bekannt machen.

Linda hat gegenüber den Mitgliedsapotheken darauf hingewiesen, dass Vitabook weder von der Kooperation geprüft sei noch empfohlen werde. Aber eine neue Zusammenarbeit mit Bönig kommt für die MVDA-Tochter derzeit wohl ohnehin nicht in Frage.

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