Der Finanzinvestor Sycamore Partners spricht mit der kriselnden Apothekenkette Walgreens Boots Alliance (WBA) offenbar über eine Übernahme. Danach könnte der Konzern von der Börse verschwinden. Das berichten das Wall Street Journal (WSJ) sowie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen.
Die Unternehmen wollten die Informationen nicht kommentieren. Die Aktie von Walgreens sprang um gut ein Fünftel auf 10,70 US-Dollar nach oben, nachdem der Handel mit den Papieren zuvor zeitweise unterbrochen war.
Walgreens und Sycamore Partners befänden sich in Gesprächen über einen Deal, der zu einem frühen Zeitpunkt im kommenden Jahr abgeschlossen werden könnte, schrieb das WSJ. Die Aktie der Apothekenkette ist seit Jahren auf Talfahrt. Der Börsenwert von Walgreens hatte im Jahr 2015 noch bei über 100 Milliarden Dollar gelegen, ist seitdem geschrumpft bis auf 7,5 Milliarden Dollar. Aktuell liegen gut 9 Milliarden Dollar auf der Börsenwaage.
Unklar ist noch, ob es bei einem solchen Deal nur um die Filialen in den USA geht oder auch um das internationale Geschäft, zu dem auch der Großhändler Alliance Healthcare Deutschland gehört. Vor zwei Jahren hatte der Konzern schon den Verkauf der britischen Drogeriekette Boots geplant, dann aber abgeblasen. Zuvor war der Mitbewerber Lloydspharmacy an einen Investor verkauft worden und hatte später Insolvenz anmelden müssen.
Spannend ist auch die Frage, ob Großaktionär Stefano Pessina an dem Deal beteiligt ist oder ob der mittlerweile 83-Jährige seinen Traum vom weltweiten Apothekenkonzern aufgeben muss. Auf sein Treiben hin war Walgreens im Dezember 2014 mit Alliance Boots zu Walgreens Boots Alliance (WBA) verschmolzen. Parallel hatte sich der Konzern am Großhändler AmerisourceBergen (ABC) beteiligt. Doch in den vergangenen Jahren wurde dieses Paket sukzessive verkauft. Gut möglich, dass die Investoren in den USA das Interesse am internationalen Markt verloren haben. Ähnlich lief es bei McKesson: Der US-Großhändler hatte Celesio 2013 übernommen und 2022 das Geschäft an Phoenix verkauft.
Wachsender Druck auf das Filialgeschäft gilt als Hauptursache für den in diesem Jahr bislang aufgelaufenen Kursverlust von aktuell noch immer 60 Prozent. Im Oktober kündigte Walgreens an, in den kommenden drei Jahren rund 1200 Geschäfte schließen zu wollen. Zuvor hatte der Konzern wegen Belastungen im Zusammenhang mit Opioid-Klagen und Abschreibungen in China einen Milliardenverlust im vierten Quartal verzeichnet.
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