Zwischenfall bei Wirkstoffhersteller

Feuer bei Ibuprofen-Lieferant

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Berlin -

Exakt fünf Jahre nach dem weltweiten Engpass bei Ibuprofen wäre es um ein Haar zu einem neuen Megaausfall gekommen. Beim indischen Wirkstoffhersteller Solara Active Pharma gab es einen Großbrand; produziert wird hier unter anderem Ibuprofen, auch für den europäischen Markt. Die Generikahersteller haben den Vorgang bereits geprüft; demnach war von dem Feuer nicht die Produktion an sich, sondern eine Lagerhalle betroffen. Daher sei nicht mit größeren Engpässen zu rechnen, heißt es.

14 Arbeiter wurden der indischen Presse zufolge am 4. November bei einem Brand auf dem Produktionsgelände in Kalapet/Puducherry, einer Enklave im südöstlichen Bundesstaat Tamil Nadu, verletzt. Sieben Löschzüge aus verschiedenen Stationen hätten mehrere Stunden gebraucht, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen, heißt es. Wie „The New Indian Express“ schreibt, musste der Betrieb vorübergehend geschlossen werden.

„Die Anwohner beschwerten sich über eine laute Explosion, bevor das Feuer in einer der Anlagen ausbrach. Da das Unternehmen in der Pharmabranche tätig ist, kann die genaue Ursache des Unfalls erst nach einer Untersuchung festgestellt werden. Aber das Feuer war groß. Wir konnten das Feuer erst am frühen Sonntagmorgen löschen“, sagte ein Feuerwehrmann laut „The Hindu“. Insgesamt seien in der Anlage 500 Menschen beschäftigt.

„Wir haben Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass die Verletzten eine hochwertige Behandlung erhalten“, heißt es. Zum Großteil seien die Verletzten in ein privates Spezialkrankenhaus in der Nähe der etwa 150 Kilometer entfernte Hauptstadt des Bundesstaates gebracht worden, wo auch die Firmenzentrale von Solara liegt.

Nutzung vorerst untersagt

In einer Meldung von Solara Active Pharma hieß es, das Feuer sei in den Pharma- und Verpackungsblöcken des Ibuprofen-Werks ausgebrochen. Die Explosion, die den Brand auslöste, sei durch die Verpuffung einer Dampfwolke entstanden, verursacht von einem wohl nicht sicheren Kleinlaster. Die weitere Nutzung des beschädigten Komplexes sei untersagt, bis die notwendigen Reparaturen durchgeführt sind und weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden.

Am Tag nach dem Brand gab es sogar einen Protest vor dem Unternehmen von Anwohnern. Solidarisch mit den Arbeitern wollten diese nach dem Feuer auf die bestehenden Sicherheitsbedenken bezüglich der Fabrik hinweisen. Außerdem soll das Abwasser der Anlage in der Region den Boden und das Meerwasser verseuchen, so die Anschuldigungen der Anwohner. Sie fordern eine Schließung der Anlage – wie schon 2022. Vor einem Jahr waren bei einer ähnlichen Explosion in der gleichen Anlage zwei Menschen ums Leben gekommen, heißt es.

Gouverneurin Tamilisai Soundararajan hat eine gründliche Untersuchung des Brandes gefordert. Zudem sollen künftig Maßnahmen zur frühzeitigen Warnung ergriffen werden, um solche Unfälle zu vermeiden. Weitere Politiker forderten ebenfalls, den Vorfall eingehend zu untersuchen.

Einer von sechs Lieferanten

Solara produziert an sechs Standorten in Indien pharmazeutische Wirkstoffe (API) und vertreibt diese über Pharmaunternehmen in über 75 Ländern. Geliefert werden unter anderem Anästhetika, Antiarrhythmika, Antibiotika und Antidepressiva.

Mit der betroffenen Fabrik gehört Solara zu den nur sechs Wirkstofflieferanten, die Ibuprofen für den gesamten Weltmarkt herstellen. Weitere Anbieter sind Hubei Granules-Biocause und Shandong Xinhua in China, IOLPC aus Indien sowie BASF und SI Group aus den USA. Die Marktanteile sind annähernd gleich verteilt, was für die Auslastung der gesamten Kapazitäten spricht. Jeder der sechs Fabriken produziert zwischen 10 und 20 Prozent des gesamten Weltmarkts.

Vor fünf Jahren war es bei BASF in Bishop im US-Bundesstaat Texas zu einem Totalausfall gekommen. Monatelang musste die Produktion des Wirkstoffs wegen Modernisierungsarbeiten eingestellt werden, in der Folge kam es zu massiven Lieferengpässen bei Ibuprofen, aber auch bei anderen Analgetika.

Zuvor hatte es bereits beim Antibiotikum Piperacillin/Tazobactam wegen Problemen bei einem Wirkstofflieferanten massive Ausfälle gegeben: Am 10. Oktober 2016 war in Dongia in der chinesischen Provinz Shandong in einer Fabrik des Lohnherstellers Qilu ein Kessel im Bereich der Abwasseraufwertung explodiert. Erst zwei Monate zuvor hatte es am Standort einen Brand gegeben, in dessen Folge die Einheit, in der auch Piperacillin hergestellt wurde, für etwa einen Monat geschlossen werden musste. Nach dem zweiten Vorfall innerhalb so kurzer Zeit verhängte die chinesische Aufsichtsbehörde einen vollständigen und sofortigen Produktionsstopp. Wegen der Engpässe wurde hierzulande später der Notstand ausgerufen.

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