Proteomanalyse

Verlaufsprognose mittels Urintests

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Berlin -

Mit Hilfe eines einfachen Urintests sollen Mediziner nun Erkenntnisse über den Verlauf einer Sars-CoV-2-Infektion erlangen. Mittels Proteomanalyse kann bereits in der Frühphase der Infektion bestimmt werden, ob der Verlauf der Erkrankung leicht oder schwer sein wird. DiaPat-CoV-50, so der Name des Testes, funktioniert wie bereits am Markt erhältliche Proteomanalysen. Die umfassende Darstellung von Proteinen und Peptiden stellt für Mediziner eine Hilfestellung bei der Therapie dar. Bis Ende Februar hält der Test eine Sonderzulassung.

Am Anfang verfügen Mediziner kaum über zuverlässige Methoden, um Aussagen über einen möglichen Verlauf bei Covid-Patienten zu machen. Je früher geeignete Therapiemethoden eingeleitet werden, desto schneller kann der Patient genesen. Mit einem neuen Urintest soll Ärzten nun ein Hilfsmittel mit an die Hand gegeben werden, um schwere Verläufe frühzeitig zu erkennen. Mittels Proteomanalyse werden die Proteine und Peptide im Urin analysiert. Durch den Test wird ein für die Erkrankung charakteristisches Proteinmuster erstellt. Diese Technik wird seit mehreren Jahren bei unterschiedlichen Erkrankungen genutzt. Bei Nierenbeschwerden wird das Verfahren auch zur Differenzialdiagnostik eingesetzt.

Innerhalb einer Studie war der Urintest in der Lage schwere von leichten Verläufen mit einer rund 90-prozentigen Sicherheit zu unterscheiden. Die Studie wurde im vergangenen Sommer an 330 Patienten durchgeführt. Beauftragt hatte sie das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Nun erhält der Test eine befristete Sonderzulassung vorerst bis Ende Februar. „Das betroffene Produkt ermöglicht es, auf Basis einer Urinuntersuchung mit hinreichender statistischer Sicherheit eine Aussage zu treffen, ob bei dem untersuchten Patienten bzw. der Patientin ein Komplikationsverlauf im Sinne einer Verschlechterung des WHO-Grades > 6 wahrscheinlich ist,“ so das BfArM in seiner Zulassungsbegründung.

„Sowohl die Sensitivität als auch die Spezifität des Tests lagen bei 0,83“, berichtete Studienleiter Joachim Beige, Chefarzt der Klinik für Nephrologie am Klinikum St. Georg Leipzig. Das beudetet 20 Prozent Zugewinn bei der prädiktiven Genauigkeit im Vergleich zu einer Prognose die rein klinisch gestellt wird. „Durch den DiaPat-CoV-50-Urintest sind schwere Krankheitsverläufe schon ab dem ersten Tag der Covid-19-Diagnose prognostizierbar und ermöglichen beispielsweise einen effizienten Einsatz der vorhandenen Medikamente gegen Sars-CoV-2“, so Beige.

Die WHO teilt die Covid-Verläufe in insgesamt sechs verschiedene Grade auf. Es wird zwischen leicht, schwer und sehr schwer unterschieden:

  • WHO Grad 1-3: leicht – kein stationärer Aufenthalt, keine Beatmungspflicht
  • WHO Grad 4-5: schwer – stationärer Aufenthalt und Überwachung, keine intensivmedizinischen Maßnahmen
  • WHO-Grad 6: sehr schwer – stationärer Aufenthalt und intensivmedizinische Maßnahmen, mechanische Beatmung kann angezeigt sein

Bislang sind kaum zugelassene Theorien verfügbar. Remdesivir ist als einziges Mittel direkt zur Behandlung von Covid-19 in Europa zugelassen. Unterstützend wird mit Corticosertoiden, vor allem Dexamethason, gearbeitet. Die Gabe von Remdesivir soll eine Hospitalisierung im Schnitt um vier Tage verkürzen. Dexamethason soll überschießende Immunreaktionen eingrenzen. Das Cortison kann Studien zufolge die Sterberate bei bestimmten Patientengruppen verringern.

In Betracht gezogen werden kann die Anwendung von Dexamethason bei Erwachsenen und Jugendlichen, die künstlich beatmet werden müssen oder eine zusätzliche Sauerstofftherapie benötigen. Die Sterblichkeit bei Patienten, die auf eine künstliche Beatmung angewiesen sind, kann durch die intravenöse Gabe um etwa 35 Prozent gesenkt werden.

 

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