Berlin - In den vergangenen Wochen zeigten verschiedene Studien, dass das neuartige Coronavirus möglicherweise nicht nur über Tröpfchen, sondern auch über Aerosole mit der Luft übertragen werden könnte. US-Mediziner wollen diese Theorie nun widerlegt haben. Ihre Ergebnisse wurden im Fachjournal „JAMA“ vorgestellt.
Der Hauptübertragungsweg für das neue Coronavirus ist die Tröpfcheninfektion. Beim Sprechen, Husten oder Niesen können die Viruströpfchen bis zu acht Meter weit fliegen. Je nach Raumbelüftung, Temperatur oder Wetterverhältnissen verbleiben die Partikel lange Zeit in der Umgebungsluft. Mediziner der Harvard Medical School sehen darin jedoch keinen Beweis dafür, dass die entstehenden Aerosole, ebenso wie die ausgestoßenen Tröpfchen, zu Infektionen führen können.
Obwohl es experimentelle Daten zu der möglichen Übertragung über Aerosole gebe, ließen sich die Infektionsraten der Bevölkerung nur schwer mit diesem Ansteckungsweg über größere Distanzen vereinbaren. Die zu Beginn der Pandemie vorherrschende Reproduktionszahl von etwa 2,5 gleiche zudem eher der Reproduktionszahl einer Influenza, die ebenfalls nur über Tröpfchen übertragen wird. Bei Erkrankungen, die durch Aerosole übertragen werden, sei die Zahl jedoch viel höher, wie beispielsweise bei Masern mit einer Reproduktionszahl von 18. „Entweder ist die Menge an Sars-CoV-2, die für eine Infektion nötig ist, viel größer als bei Masern – oder Aerosole sind nicht der dominante Übertragungsweg“, schreiben die Autoren.
Weitere Aspekte würden zudem gegen eine aerosolbasierte Übertragung sprechen: So habe sich in Fallserien mit engen Kontakten von Infizierten gezeigt, dass sich nur etwa 5 Prozent der Kontaktpersonen ansteckten. Auch bei medizinischem Personal, dass unwissentlich Covid-Patienten behandelt hatte, steckten sich weniger als 3 Prozent an.
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