Phoenix-Apotheke baut Praxen

„Wir dürfen Ärzte nicht abwandern lassen“

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Berlin -

Baustellen sind für Apotheken oft mit Ärger verbunden. Ira Fischer-Schüberl sieht sie als Chance. Nachdem das geplante Ärztezentrum im hessischen Hungen nicht realisiert worden war, entschied sie sich mit ihrer Familie, das eigene Haus auszubauen. Ein Mammutprojekt – die erste neue Praxis jetzt eingezogen, weitere Ärzte folgen. „Wir dürfen Ärzte gar nicht erst abwandern lassen“, sagt die Inhaberin der Phoenix Apotheke.

Fischer-Schüberl und ihr Mann Sebastian Schüberl sind seit Oktober nicht nur Apothekerin und PTA, sondern auch Bauleiter. „Wir kommen gut voran“, sagt die 34-Jährige, die den Betrieb 2013 von ihren Eltern übernahm. Das Haus liegt zentral in Hungen. Die Kleinstadt zählt mit allen Nebenwohnsitzen knapp 13.000 Einwohner. Der nächste größere Ort ist Gießen. „Wir wollten auf keinen Fall, dass die Ärzte dorthin ziehen, weil hier die Praxisflächen knapp sind“, sagt Fischer-Schüberl.

Die Apothekerin befürchtete, dass die Landärzte aufgrund zu kleiner und nicht barrierefreier Praxisräume abwandern. „Die vorhandenen Räume sind zu klein und platztechnisch begrenzt. Zudem gibt es Stufen.“ Praxen mit einer Größe von 100 Quadratmetern seien nicht mehr zeitgemäß, sagt sie. „Ich glaube, der Trend geht zur Gemeinschaftspraxis. Deshalb bieten wir große Flächen an.“

Eine Allgemeinarzt-Praxis ist bereits im Haus. „Wir sind gefragt worden, ob wir nicht erweitern wollen.“ Die Apothekerin und ihre Familie entschlossen sich, gemeinsam mit einem auf Arztpraxen spezialisierten Architekten, das Haus umzubauen. „Wir haben für Ärzte eine Fläche von 500 Quadratmetern geschaffen.“ Fischer-Schüberl will die Mediziner im Ort halten. „Wenn sie erst einmal weg sind, ist es fast unmöglich Ersatz zu finden.“ Dafür sei das Angebot in dem rund 30 Kilometer entfernten Gießen zu groß.

In den vergangenen Monaten war für allem ihr Mann eingespannt. „Wir haben viel in Eigenleistung mitgeholfen.“ Die Entkernung habe ihr Mann, der seit 2013 als PTA mit ihr im Betrieb arbeitet, gemeinsam mit dem Schwiegervater übernommen. „Er ist Diplom-Ingenieur, managt den Bau und ist unser Ass im Ärmel.“ Mit dem Fortschritt ist Fischer-Schüberl „sehr zufrieden“.

Noch steht das Gerüst um das Gebäude. Ende des Jahres werde das Haus auch von außen fertig und frisch verputzt sein, sagt sie. Anfang Juni werde eine gynäkologische Praxis eröffnet. Zudem erweitert sich die allgemeinmedizinische Praxis personell. Der Standort in Hungen könnte demnächst noch weiter aufgewertet werden. Der rund 300 Meter entfernte Bahnhof solle saniert und weitere Parkmöglichkeiten geschaffen werden. „Das wäre natürlich sehr gut für uns.“ In dem Ort gibt es eine weitere Apotheke, die rund 200 Meter von der Phoenix-Apotheke entfernt liegt.

Als Vertreterin der nächsten Generation hat sich Fischer-Schüberl für den Umbau des Hauses stark gemacht. Ihre Eltern sind beide Approbierte und unterstützen Tochter und Schwiegersohn. Apothekerin ist für Fischer-Schüberl „der absolute Traumberuf“. Nach ihrem Pharmaziestudium fragten die Eltern, ob sie nicht den Betrieb übernehmen wolle. Sie stimmte sofort zu. „Das war eine sehr gute Entscheidung.“

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