Mein größtes Ärgernis – so beschreibt ein Inhaber aus Baden-Württemberg den Druck, der gerade wegen des anstehenden Updates bei Windows auf ihn ausgeübt wird. Ein anderer prognostiziert eine „Hardware-Austauschwelle“ in Apotheken. Mit „ein paar Tricks“ soll die Technik überlistbar sein – doch Softwareanbieter warnen vor solchen Spielereien.
Auf Apotheken kommt die nächste technische Umstellung zu. Den Betrieben, die Windows 10 von Microsoft nutzen, wird ein Update zur Version 11 geraten. Ist dies technisch nicht möglich, werben EDV-Anbieter für neue Geräte. Ein Inhaber kritisiert den Druck, der – in seinem Fall durch ADG – auf ihn ausgeübt werde: „Ich soll alle Kassen ersetzen. Neue Kassen sind aber unheimlich teuer, selbst bei einem Sonderpreis von 30.000 Euro. Die Firmen wollen nur ihre Lagerbestände abbauen“, sagt er.
Mit „ein paar Tricks“ habe er seine vier Kassen „Windows-11-tauglich“ gemacht, sagt er. In einschlägigen Foren oder bei IT-Beratern finde man dafür Unterstützung. „Unsere Systemhäuser arbeiten da anders als ein freier Berater.“ An der Hardware werde viel Geld verdient. Doch es sei fraglich, wie lange etwa angesichts des E-Rezepts noch Kassen mit Scan- und Druck-Funktion nötig seien.
Auch bei einem Kollegen in Nordrhein-Westfalen ist das Windows-Update ein Thema: „Wir lassen gerade prüfen, ob unsere Hardware genügt oder nicht. Ich gehe persönlich davon aus, dass wir mindestens den Server tauschen müssen. Denn auch dessen Betriebssystem ist schon älter. Das wird sehr, sehr teuer“, sagt er. Die Umstellung müsse zwar nicht unbedingt Mitte Oktober erfolgen. Viel Spielraum sieht er für sich nicht: „Man sollte aufgrund der dann nach und nach fehlenden Updates nicht zu lange warten. Es bleibt einer Apotheke an sich also nichts anderes übrig.“
Da Windows 11 ziemlich „fett“ sei, seien „sicher in vielen Apotheken einige Geräte überfordert“, sagt er. „Im Grunde kann man davon ausgehen, dass mit dieser Entscheidung von Microsoft eine riesige Hardware-Austauschwelle auf Deutschlands Apotheken zurollt. Das ist sehr unschön, denn wir werden sozusagen zum Wegwerfen laufender PCs gezwungen.“ Angesichts der nach wie vor fehlenden Erhöhung der Rezeptgebühren könne das ein „Todesstoß“ für weitere Betriebe sein. „Für uns zwar nicht. Aber teuer wird es allemal.“
Die EDV-Anbieter warnen schon länger vor den Folgen eines fehlenden Updates: CompuGroupMedical (CGM) habe bereits vor Wochen ein Schreiben mit dem Angebot eines kostenlosen Checks an herausgegeben, sagt der Inhaber. Die Verantwortlichen für Lauer seien jedoch überhaupt nicht vorbereitet. „Niemand dort konnte uns sagen, wie wir diese angebotene Leistung dann erhalten sollten. Denn man wusste noch gar nicht, wie man jetzt mit dieser ‚Prüf-Bugwelle‘ umgehen sollte.“ Die interne Zusammenarbeit wirke schleppend.
Selbst am Server „tricksen“ will der Apotheker nicht: „Eine ‚Ertüchtigung‘ vorhandener PC sehe ich eher kritisch: Einerseits, weil bei Eingriff eines Dritten wie ein fremder IT-Techniker CGM sofort jede Verantwortung für künftige Fehler ablehnen würde. Außerdem bin ich der Ansicht, dass das auch technisch nicht wirklich rund wird. Das Risiko würde ich nicht eingehen wollen.“
Unterdessen läuft bei CGM die Umstellung bereits. Sie sei bei CGM Lauer gut angelaufen, sagt ein Unternehmenssprecher. „Damit einher geht Aufwand, der sowohl bei unseren Kunden als auch bei uns eingeplant werden muss. Zahlreiche Kunden haben sich bereits gemeldet; gemeinsam finden wir eine passende Lösung.“ Einen Weiterbetrieb unter Windows 10 mit entsprechenden Anpassungen werde aus Sicherheits- und Kompatibilitätsgründen nicht empfohlen. Tatsächlich warnte der Konzern in einem Newsletter noch eindringlicher vor den Risiken. Die Umstellung solle passieren, „um vor Angriffen geschützt zu sein“. Doch bei CGM fand man die Aussage „zu beängstigend“ und wollte sie streichen – wegen eines redaktionellen Fehlers wurde sie jedoch veröffentlicht.
Auch Noventi informiert die Kundschaft über den Wechsel und stellt bis Ende März noch Frühbucherrabatte in Aussicht. Die IT-Infrastruktur solle rechtzeitig aktualisiert werden, da unter anderem die Noventi-Programme und -Hardware aktuelle Betriebssysteme benötigten.
Am 14. Oktober endet der Support für Windows 10. Nach zehn Jahren wird diese Version keine kostenlose Softwareupdates über Windows Update und Sicherheitsfixes mehr empfangen. Microsoft rät zum kostenlosen Update, um online weiterhin geschützt zu sein. „Ihr Windows 10-PC wird zwar weiterhin funktionieren, er ist aber anfälliger für Viren und Malware, wenn das Ende des Supports von Windows 10 erreicht wird“, heißt es von dem IT-Konzern. Aber nicht alle Geräte sind zu einem Upgrade in der Lage. Der Microsoft-Support appelliert: „Wenn Windows 11 auf nicht förderfähiger Hardware installiert ist, sollten Sie mit dem Risiko vertraut sein, dass Kompatibilitätsprobleme auftreten.“