Berlin - Die jungen Kollegen wollen heute gar nicht mehr selbstständig sein. Denen geht es als Angestellte besser mit einem festen Monatseinkommen und geregelten Arbeitszeiten: Das beklagen Inhaber oft, die auf Nachfolgersuche sind. Wenn es sich dann noch um eine Apotheke auf dem Land handelt, sieht es erst recht schlecht aus. Dass es auch anders geht, zeigt Anja Rapp. Mit nur 31 Jahren ist sie Inhaberin gleich zweier Apotheken geworden.
Lübz in Mecklenburg-Vorpommern, 6000 Einwohner, zwei Apotheken – und beide gehören Anja Rapp. Seit dem 2. Januar ist sie Inhaberin der Elde- und der Alaska-Apotheke. Die Arbeit als Apothekerin sei schon als Jugendliche ihr Traumberuf gewesen, erzählt sie. Seit dem ersten Kontakt durch ein Schulpraktikum hat sie ihren Karriereweg deshalb eisern verfolgt und kann nun trotz ihres Alters bereits auf 14 Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Denn Rapp ist nicht den klassischen Weg vom Gymnasium über die Uni in die Offizin gegangen, sondern hat ohne Abitur studiert: Nach der PTA-Ausbildung in Lüneburg hat sie fünf Jahre gearbeitet, bevor sie 2012 über die Zugangsprüfung zum Pharmaziestudium zugelassen wurde. Auch während des Studiums blieb sie der Offizin treu und arbeitete weiter als PTA.
Den entscheidenden Impuls brachte der Besuch eines Treuhand-Seminars in Schwerin: „Eine Treuhand-Mitarbeiterin erzählte mir dort, dass sie jemanden kennt, der einen Nachfolger für seine Apotheke aufbauen will“, erinnert sie sich. Das war genau das richtige für sie. Denn die Arbeit als PTA kannte sie zwar und das Studium hat ihr das notwendige pharmazeutische Rüstzeug beschafft, von Betriebswirtschaft und Buchhaltung hat man deshalb aber noch längst keine Ahnung.
Und so zündete Rapp die nächste Stufe: Inhaber Wolfgang Zimmermann stellte sie nach Studienabschluss im Mai 2017 mit der Ansage ein, dass sie seine zwei Apotheken nach zwei Jahren übernehmen soll. Am Ende ging es dann doch schneller: „Ich habe dann schon nach anderthalb Jahren übernommen, da es um die Jahreswende organisatorisch einfacher ist.“ Die Zeit hat sie dennoch nicht nur für learning by doing genutzt, sondern auch für mehrere Chefseminare bei Ravati und Treuhand.
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