Digitalisierung

Software vom Apotheker

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Berlin -

Ein praktisches Personalplanungsprogramm hat sich Falko Lang für seine Pforzheimer Apotheke zurecht geschneidert. Mit dem lebhaften Interesse seiner Kollegen rechnete er allerdings nicht. Mittlerweile ist „Ratioplan“ im Handel erhältlich und wird ständig weiter entwickelt.

Lang ist Besitzer der Apotheke Ohmenhausen. Eine sich ankündigende Notlage brachte ihn dazu, sein eigenes Programm zu schreiben: „Ende 2012 wusste ich, dass zum Jahreswechsel eine Mitarbeiterin in Elternzeit gehen würde. Ich konnte sie nicht ersetzen, darum mussten wir ein Jahr in Unterzahl arbeiten.“ Zudem startete die Apotheke eine umfangreiche Heimbelieferung. Das habe die Personalplanung sehr verkompliziert. „Mit Excel oder Papier und Stift ließ sich das nicht mehr bewältigen, also schaute ich mich um, was es dafür für Softwarelösungen auf dem Markt gibt.“

Das Angebot vermochte ihn nicht zu überzeugen: „Entweder waren die Anwendungen nicht für meine Zwecke zu gebrauchen, weil sie zu groß und zu schwerfällig waren“, berichtet er. „Oder die technisch Geeigneten ließen sich in der Praxis nicht so gut nutzen, weil ein Administrator benannt werden musste und die Mitarbeiter nicht einbezogen werden konnten. Aber was passiert, wenn der Verantwortliche mal krank oder im Urlaub ist?“ Kurzerhand entschloss sich der Apotheker dazu, sich seine eigene Lösung zurecht zu schneidern. „Das ging in dem Umfang, wie ich es damals brauchte, recht schnell.“

Das Know-how dazu brachte er mit: „Das ist seit der Kindheit mein Hobby. Damals kamen gerade die ersten Computerspiele heraus, dabei interessierte mich weniger das Spiel, sondern mehr wie sie gemacht sind.“ Er kaufte sich regelmäßig einschlägige Hefte, tauschte sich mit anderen Nerds aus der „Demoszene“, so nannte man in den 1980ern die eingeschworene Gemeinschaft, die digitale Grafiken meist in Form von musikalisch unterlegten Echtzeit-Animationen schuf. „Neben meinem Pharmaziestudium habe ich kleine Skripte auf Servern und Programmteile erstellt“, berichtet Lang.

Nach seiner Approbation hängte er noch ein Informatikstudium dran. Aber nach dem Examen, um das Jahr 2000 herum, brach die New Economy zusammen und riss reihenweise Internet-Start-ups mit in die Tiefe. „Als Programmierer hatte ich damals nur wenig Chancen, Banken gehörten zu den wenigen, die noch einstellten, aber auf eine Stelle gab es an die 200 Bewerbungen“, erinnert sich Lang. Also kehrte er zu seiner zweiten Passion und in die elterliche Apotheke zurück. „Hier bin ich aufgewachsen und hab auch vor dem Studium schon mitgearbeitet.“ Er habe schon immer selbstständig sein wollen. „Ende 2006 habe ich den Betrieb übernommen.“

Bei der Einsatzplanung ist ihm sein eigenes Programm jetzt eine große Hilfe: „Als Apotheker kann ich detailliert für jeden Tag meinen genauen Personalbedarf eintragen und ihn auch nach Berufsgruppen sortieren“, erläutert Lang. „Das Programm sagt mir, ob ich dann zu viel oder zu wenig Mitarbeiter habe und ob zum Beispiel die Pflichtzeiten für Approbierte abgedeckt sind.“ Jeder Mitarbeiter kann die Software nutzen. „Wer mit einem Kollegen seinen Dienst tauscht, kann das selbstständig eintragen, innerhalb weniger Sekunden synchronisiert das Programm die Änderungen auf allen Rechnern, auf denen es installiert ist.“

Schnell machte die Kunde von der praktischen Software die Runde: „Kollegen, denen ich die Anwendung zeigte, fragten mich, ob sie die auch für ihren Betrieb übernehmen können.“ Viele Apotheker brachten ihren eigenen Anforderungskatalog mit. „So wollten sie zum Beispiel auch ihre Filialen mit einbeziehen.“ Allein in der Testphase habe es schon über 100 Anfragen gegeben. „Auch der Landesapothekerverband in Baden-Württemberg hat sich eingeklinkt. Ich habe das Programm konstant weiterentwickelt. Irgendwann steckte so viel Aufwand darin, das ich es marktfähig machen wollte.“ Seine Software taufte er „Ratioplan“ und gründete dafür mit seiner Ehefrau eine gemeinsame Firma. Miriam Lang zeichnet für die Grafiken verantwortlich und gestaltet die Internetseite.

Mittlerweile ist Ratioplan kommerziell erhältlich. „Jeder Kunde kann sich das Programm selbst mithilfe einer Schritt-für Schritt-Anleitung einrichten“, erläutert Lang. „Nach einer kostenlosen Testphase von 30 Tagen kann man sich freischalten lassen, seine Daten bleiben erhalten.“ Der Preis richte sich nach der Zahl der Gesamtmitarbeiter, egal in wie viel Apotheken sie arbeiten.

Die Software müsse ständig weiterentwickelt werden. „Ich habe noch viele Ideen für tolle neue Funktionen, die viel wert für die Mitarbeiter in den Apotheken wären. Aber wenn ich mir die Liste so anschaue, werde ich das in den nächsten zehn Jahren nicht schaffen.“ Er denke darüber nach, sich für den technischen Part Unterstützung zu holen. „Ich sondiere auch, ob es Firmen gibt, die Interesse hätten, mit in das Projekt einzusteigen.“

Lang hat auch schon Ideen für weitere Programme. Doch verraten mag er noch nichts: „Ich werde erst darüber sprechen, wenn wenigstens der erste Prototyp entwickelt ist.“

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