Reimporte

Barmer retaxiert auf Nettopreis

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Berlin -

Apotheker müssen auch weiterhin damit rechnen, bei der Abgabe von Reimporten retaxiert zu werden: Die Barmer GEK hat weiteren 800 Apotheken die Rechnung gekürzt, weil sie unwirtschaftliche Importe abgegeben hatten. Das Problem: Die Reimporte waren nur nach dem Listenpreis günstiger als das Original, aber nicht in Bezug auf den Nettopreis. Bereits im Vorjahr hatte die Kasse aus diesem Grund 3000 Apotheken retaxiert.

Reimporte müssen immer preiswerter sein als das Original, sonst dürfen sie nicht abgegeben werden. Die Preisdifferenz ist für Apotheker aber seit dem GKV-Änderungsgesetz nur noch schwer zu erkennen: Denn seitdem können Hersteller den Abschlag kürzen, in dem sie die Preise reduzieren. Reimporte können auf diese Weise unter dem Strich schnell teurer sein als das Original. Einzelne Anbieter hatten sich diesen Effekt systematisch zunutze gemacht.

Die Barmer hatte bereits bei der Prüfung von Rezepten aus dem Herbst 2012 rund 3000 Apotheken retaxiert. Die Rechnungen waren jeweils um die Preisdifferenz gekürzt worden. Das hat die Apotheker offenbar vorsichtiger gemacht: Das Thema sei noch virulent, die Anzahl retaxierter Apotheken aufgrund der Abgabe unwirtschaftlicher Importe sei aber deutlich zurückgegangen, so ein Barmer-Sprecher.

Im Herbst 2013 hatten rund 800 Apotheken nach Angaben der Barmer unwirtschaftliche Importe abgegeben; sie waren zuletzt von Retaxationen betroffen. „Wir stellen fest, dass die meisten Apotheker mittlerweile die Möglichkeiten ihrer Software nutzen, um die Nettopreise von Import- und Originalarzneimittel zu vergleichen“, so der Sprecher der Kasse. Zudem habe offensichtlich auch bei den Importeuren ein Umdenken bei der Preisfestsetzung stattgefunden.

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hatte die Retaxationen kritisiert und wollte prüfen, ob die Kürzungen rechtens seien: Das alleinige Argument der unwirtschaftlichen Reimporte sei nicht stichhaltig, sagte DAV-Vorstandsmitglied Dr. Rainer Bienfait im Oktober vergangenen Jahres.

Derzeit befinde sich der DAV noch im Gespräch mit der Barmer, so Bienfait heute. Er empfiehlt jedem Apotheker, der eine solche Retaxation erhält, Widerspruch einzulegen. Der Vorsitzende des Berliner Apothekervereins (BAV) kritisiert, dass die Kürzungen durch die geschlossenen Verträge nicht gedeckt seien. Dies habe die rechtliche Prüfung ergeben. Man hoffe, mit der Barmer noch zu einer gütlichen Einigung zu kommen.

Auch der Barmer-Sprecher betont: „Mit dem DAV befinden wir uns in regelmäßigem Austausch, unter anderem um die vertraglichen Regelungen hinsichtlich der Reimporte zu konkretisieren.“ Zu der Anzahl der betroffenen Firmen, Produkte und Rezepte sowie zum Gesamtbetrag der Retaxationen will sich die Barmer nicht äußern.

Laut Barmer könnten theoretisch alle Rezepte seit Einführung des AMNOG retaxiert werden. Spätestens seit April 2012 ist laut Kasse die Rechtslage klar: Damals haben sich GKV-Spitzenverband und Bundesgesundheitsministerium (BMG) über den Abschlag der Reimporteure geeinigt.

Aber auch wenn Apotheker die Klippe kennen, sind sie vor Rechnungskürzungen nicht sicher: Apotheker Michael Mantell aus Dortmund war zuletzt retaxiert worden, obwohl er das preisgünstigere Original abgegeben hatte. Immerhin: Sein Einspruch wurde anerkannt.

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