Apothekentest

Paracetamol-Test mit Frölich

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Bei einem am Montag im TV-Magazin „NDR Markt“ ausgestrahlten Beitrag über Paracetamol-Testkäufe kommen die Apotheken nicht gut weg: In drei Hamburger Apotheken hatte der NDR mit versteckter Kamera gefilmt. Die Testkäuferin verlangte neben dem Monopräparat verschiedene Paracetamol-haltige Erkältungspräparate wie Wick Daymed, Grippostad C, Vivimed, Contac, Doregrippin. Ergebnis: Alle drei Apotheken gaben in der Summe zu viel Paracetamol ab.

Gemäß Dosierungsangaben der Packungsbeilagen stellte der Pharmakologe Professor Dr. Jürgen Frölich die jeweils empfohlene Tagesdosis zusammen. Beim ersten Einkauf errechnete der Experte 7600 mg Paracetamol; verglichen mit der empfohlenen Höchstdosis von 4000 mg bereits deutlich zu viel. Die zweite Apotheke hatte laut Frölich sogar Präparate mit einer kumulierten Menge Paracetamol von 13.000 mg abgegeben. „Bei dieser Dosis wird jeder, auch jeder Gesunde, mit einer Leberentzündung reagieren“, so der emeritierte Professor.

Vom Ergebnis des dritten Testkaufs war Frölich regelrecht erschüttert: „Wenn Sie Pech haben, sind Sie tot, wenn Sie Glück haben, kommen Sie ins Krankenhaus“, so Frölich. Eine Angabe über die Menge fehlt.

Für NDR liegt der Fall klar: „Das Geschäft ist offensichtlich wichtiger als die Gesundheit der Patienten.“ Am Ende des Beitrags wird die Apothekerkammer Hamburg mit dem „gefährlichen Rekord-Einkauf“ konfrontiert. Dort kann man zwar die mangelnde Beratung auch nicht gutheißen, ein Sprecher gab aber auch zu bedenken: „Es ist doch unwahrscheinlich, anzunehmen, dass irgendjemand alle diese Medikamente parallel einnimmt.“

Frölich ist nicht zum ersten Mal an einem Apothekentest beteiligt: Im Juni 2008 hatte der Pharmakologe - ebenfalls mit dem NDR - den Apotheken selbst einen Besuch abgestattet. Die Beratung beim fingierten Interaktionscheck war Frölich zufolge „völlig unzureichend“.

Im April dieses Jahres strahlte das Magazin ZDF.reporter einen bereits im November 2008 durchgeführten Test aus; der Pharmakologe war wiederum enttäuscht von der Beratungsqualität. Wegen unterschiedlicher Einschätzung zur Relevanz der abgefragten Interaktionen kam es sogar zu einem Rechtsstreit zwischen Frölich und der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

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