Vater und Tochter betreiben DocMorris-Apotheken

Die letzten DocMohikaner

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Berlin -

Die beiden Apotheken von Rahim und Nikta Kamali sind Familienbetriebe im besten Sinne: Vater Rahim ist altgedienter Apotheker, war bis vergangenes Jahr Filialleiter und arbeitet seit Jahren mit seiner Tochter zusammen. Zu Beginn des Jahres haben sie die beiden Apotheken in Köln-Mülheim und Köln-Buchforst als OHG übernommen und führen sie seitdem als Vater-Tochter-Betrieb. Nur der Name klingt so gar nicht nach Familienbetrieb: DocMorris. Jahre nach dem Ende der Kooperation gibt es immer noch Apotheken, die DocMorris im Namen tragen.

Grund für böses Blut gibt es allerdings keines, wie Nikta Kamali versichert – denn wo DocMorris draufsteht, ist nicht automatisch auch DocMorris drin. „Wir sind eine ganz normale Vor-Ort-Apotheke, alles hier läuft komplett nach geltendem Recht und Gesetz und unabhängig von DocMorris“, betont sie. „Der einzige Unterschied ist, dass wir einen Vertrag mit DocMorris haben und da eine Gebühr für die Nutzung des Namens zahlen. Es ist tatsächlich ein fairer Preis, wir können da mit gutem Gewissen weiterarbeiten.“

Die letzten Franchise-Verträge der ehemaligen Gehe-Kooperation waren eigentlich Ende 2017 ausgelaufen. Doch wie kommt es, dass der Name immer noch über den beiden Betrieben steht? Dafür ist der Vorbesitzer verantwortlich: Er war damals Teil der Kooperation von DocMorris und Celesio. „Mein Vater hatte lange für den vorherigen Inhaber der beiden Apotheken gearbeitet. Die DocMorris-Apotheke in Buchforst hieß vorher Greifen-Apotheke, die Filiale in Mülheim wurde direkt als DocMorris-Apotheke gegründet und mein Vater war ihr Filialleiter“, erzählt sie. Der Vorbesitzer hatte nach dem Ende der Kooperation einen Vertrag mit DocMorris geschlossen, um die Weiterverwendung des Namens zu ermöglichen. „Ich selbst habe nach dem Abitur 2012 angefangen, hier als Aushilfe zu arbeiten, aber das alles nur so im Hintergrund mitbekommen.“

Vergangenes Jahr legte die 28-Jährige ihr Drittes Staatsexamen ab – und startete direkt vom Studentinnen- ins Inhaberinnenleben. „Als Ende vergangenen Jahres das Angebot kam, die Apotheken zu übernehmen, war uns schnell klar, dass wir das machen wollen“, sagt sie. Den Vertrag über die Namensnutzung haben sie dabei gleich mit übernommen. „Denn wir wollten nicht alles verändern, schließlich haben sich die Apotheken in der Gegend in den letzten zwölf Jahren einen Namen gemacht, die Kunden kennen sie so und sowohl die Kunden als auch der alte Inhaber waren mit der Kooperation zufrieden. Es gab auch keinen Anlass irgendwas zu ändern.“

Pläne, die Marke abzulegen, gebe es entsprechend auch nicht – es ist auch nach wie vor das Design, das DocMorris vor dem Launch seines Marktplatzes nutzte. „Für uns ist das mit dem Namen auch ein bisschen PR“, sagt Kamali. „Denn auch Laien kennen DocMorris und bringen das in Verbindung mit günstigen Angeboten. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir DocMorris etwas schenken, weil wir ihren Namen führen, sondern eher, dass wir davon profitieren, dass Leute, die vielleicht im Internet bestellen würden, hier bei uns vorbeikommen.“ Die erhalten dort allerdings auch keine DocMorris-Angebote, betont sie.

„Wir führen keine DocMorris-Marken. Als es noch andere DocMorris-Apotheken gab, gab es auch ein Sortiment, auf das wir zugreifen konnten.“ Aber das sei mit dem Ende der Kooperation auch verschwunden. „Wenn ich es richtig verstanden habe, gehören die Produkte rechtlich gesehen jetzt zur Rewe-Group, da haben wir keinen Zugriff drauf.“ Überhaupt habe der Hollandversender in der Offizin kein Mitspracherecht. "Ansonsten hat DocMorris aber 0,0 Prozent Einfluss auf unsere Arbeit. Es ist sogar vertraglich geregelt, dass sie keinerlei Einfluss und keinen Einblick in unsere geschäftlichen Aktivitäten erhalten. DocMorris hat es allerdings auch nie versucht oder auch nur den Anschein erweckt, als würden die das überhaupt wollen, es läuft alles sehr unproblematisch.“

Dennoch gebe es Kontakte. „Wir hatten auch schon Meetings mit DocMorris, da geht es aber eher um Marketingsachen. Wir haben uns zum Beispiel darüber unterhalten, ob Kunden uns mit deren Werbung in Verbindung bringen und uns insbesondere auf das E-Rezept ansprechen.“ Dass es die Vor-Ort-Apotheke mit dem eigenen Namen noch gibt, sei wohl auch für DocMorris interessant, schließlich sucht der Versender ja derzeit verstärkt den Kontakt zu den Vor-Ort-Apotheken. Die beiden Kamalis werden sich dem nicht verschließen. „Wir werden am Marktplatz von DocMorris teilnehmen. Es wäre natürlich etwas komisch, da als DocMorris-Apotheke nicht mitzumachen“, sagt sie. Eine exklusive Bindung werde es aber wohl nicht. Sie planten, mehrere Angebote für Plattformen anzunehmen, um bei der Einführung des E-Rezepts möglichst breit aufgestellt zu sein, sagt sie.

Sie sähe ihren Vater und sich fest in der Vor-Ort-Apotheken-Branche verwurzelt, allerdings führe die Diskussion über die Versender oft an den eigentlichen Problemen vorbei. „Versandapotheken allgemein gehören nun einfach zum Markt dazu und man muss damit leben. Das ist zeitgemäß“, sagt sie. „Ich sehe die Problematik nicht bei DocMorris & Co, die machen nur Ihre Arbeit.“ Problematischer seien da eher viele politische Entscheidungen und Gesetze, die den Apotheken vor Ort Steine in den Weg legen. Größere Sorgen mache sie sich stattdessen über Versender wie Amazon. „Da gehören Arzneimittel nun wirklich nicht hin. Wenn Amazon auch nur annähernd eine Möglichkeit bekommen sollte, hier Fuß zu fassen, brauchen wir gar nicht mehr über andere Versender zu sprechen. Dann haben wir ein ganz anderes Problem.“

Und sie selbst? Hatte sie bisher Probleme mit den Kollegen wegen ihres Betriebes? „Im Berufsleben musste ich noch keine Anfeindungen ertragen, eher im Studium, da sind die Leute vielleicht noch direkter“, sagt sie. „Als ich in der mündlichen Prüfung nach dem Praktischen Jahr gefragt wurde, wo ich gearbeitet habe, hatte ich schon etwas Angst, dass mir das schlecht ausgelegt werden könnte. Es hat zwar niemand etwas gesagt, aber man weiß ja nie, was die Leute denken.“ Schon während des Studiums habe sie regelmäßig bei ihrem Vater in der Apotheke gearbeitet und das natürlich vor ihren Kommilitonen nicht verheimlicht. „Da habe ich schon oft Vorbehalte seitens meiner Kommilitonen erlebt und musste denen auch jedes Mal erklären, dass wir eine ganz normale Vor-Ort-Apotheke sind. Trotzdem wurde man oft behandelt wie ein Verräter.“

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